Arabische Staaten gegen US-Angriffe

■ US-Bombardements im Irak einen das arabische Lager. Nur Kuwait zeigt „Verständnis“ für die Aktion seiner Schutzmacht

Kairo (taz) – In den arabischen Staaten stoßen die US-Militärschläge gegen den Irak auf wenig Gegenliebe. Sorge haben vor allem die arabischen Verbündeten der USA wie Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten. Falls die Bombardements weiter andauern, könnten sie in ernsthafte Bedrängnis geraten. In vielen arabischen Ländern hatte man zwar die Befreiung Kuwaits während des Golfkrieges als notwendig angesehen, die anschließende De-facto-Teilung des Irak in Schutz- und Flugverbotszonen wurde aber fast rundweg abgelehnt.

Entsprechend abweisend, bestenfalls zurückhaltend, sind die Reaktionen auf die jetzige US-Militäroperation. Die Arabische Liga in Kairo stellt die internationale Legitimität der Aktion in Frage. Militärische Gewalt führe nur zu weiteren Spannungen und Instabilität, heißt es in einer Erklärung der Liga.

Der ägyptische Außenminister Amre Mohamed Mussa, dessen Land während des Golfkrieges noch loyal in der Anti-Irak-Allianz stand, unterstrich die „territoriale Integrität des Iraks“. Was derzeit im Irak passiere, sei „weder ein gutes Omen für die Menschen im Irak noch für die Stabilität in der gesamten Region“, so Mussa. Auch Syrien, ein anderer ehemaliger Partner in der Allianz und traditioneller Widersacher Iraks, übte massive Kritik. Dessen Außenminister Faruk as-Shara sprach sich vor allem gegen die Erweiterung der Flugverbotszone im Süden Iraks aus. „Syrien ist gegen jegliche Teilung eines arabischen Landes“, ließ Faruk as-Shara gestern kurz verlauten.

Selbst Jordanien, das in den letzten Jahren zunehmend zur Operationsbasis für irakische Oppositionelle geworden war und dessen König Hussein in einer überraschenden Wende seit Golfkriegszeiten auf Konfrontationskurs zu Saddam Hussein gegangen war, warnte vor einer Eskalation am Golf. In einer Erklärung verwahrte sich die jordanische Regierung gegen jeglichen Versuch, die Souveränität Iraks einzuschränken.

Sogar die Golfstaaten – gewöhnlich auf Anti-Irak-Kurs – hielten sich vornehm zurück. Saudi-Arabien soll den US-Truppen vor der gestrigen Aktion sogar die Verwendung von Militärbasen in der Wüste verweigert haben. Die Arabischen Emirate hatten sich bereits am Montag gegen jegliche militärische Option ausgesprochen. Als einziges arabisches Land äußerte Kuwait „Verständnis“ für den Raketenangriff seiner Schutzmacht auf den nördlichen Nachbarn.

Auch die arabische Presse verurteilte den Angriff fast einhellig. „Weder die arabische Region noch das irakische Volk benötigen eine weitere Krise“, schrieb gestern die staatliche ägyptische Tageszeitung al-Ahram. „Warum greifen die USA nicht ein, wenn der Iran sich im Norden Iraks einmischt und warum mischt sich Washington nicht ein, wenn die türkische Armee regelmäßig aggressive Razzien gegen die Kurden im nördlichen Irak durchführt?“ fragt die Zeitung und fügt hinzu: „Wenn die US-Regierung im Wahlkampf auf Stimmenfang gehen will, dann sollte sie das nicht auf Kosten eines anderen Volkes tun.“

Die israelische Regierung gab sich unterdessen gelassen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ließ gestern lediglich verlauten, man verfolge die Ereignisse. „Es gibt keinen Grund für irgendwelche besonderen Vorbereitungen“, erklärte er angesichts des zweiten US-Angriffs gegen Ziele im Irak. Viele Israelis sehen das allerdings anders. Aus Furcht, die Geschichte könnte sich wiederholen, bildeten sich am Dienstag lange Schlangen an den Ausgabezentren für Gasmasken. Karim El-Gawhary