Burundis Hauptstadt unter Rebellenbeschuß

■ Hutu-Rebellen greifen Bujumbura an. US-Flugzeug soll Ausländer evakuieren

Bujumbura/Berlin (rtr/taz) – In Burundi wächst der Widerstand gegen Militärmachthaber Pierre Buyoya und die Armee. Kämpfer der Hutu-Rebellenbewegung CNDD (Nationalkomitee zur Verteidigung der Demokratie) griffen in der Nacht zum Mittwoch erstmals direkt die Hauptstadt Bujumbura an. Einwohnern zufolge waren eine Stunde lang heftiges Maschinengewehrfeuer und Explosionen zu hören. Im Norden der Stadt schlugen mehrere Granaten ein, unter anderem auf dem Universitätsgelände.

Die größte Partei Burundis, die von Hutu dominierte Frodebu (Front für Demokratie in Burundi), rief daraufhin gestern alle Hutu auf, die Rebellen zu unterstützen. „Wir werden die CNDD unterstützen, denn wir haben denselben Feind – die Tutsi-Armee“, sagte ein Frodebu-Sprecher in Kenias Hauptstadt Nairobi. Zur Frodebu gehört auch der im Juli von der Armee gestürzte Präsident Sylvestre Ntibantunganya. Bisher hatte die Frodebu den bewaffneten Kampf der CNDD offiziell abgelehnt, da dieser sich auch gegen die Regierung aus Frodebu-Politikern und Tutsi-Parteien unter Ntibantunganya richtete.

Entgegen ihrer bisherigen Strategie streben die Rebellen jetzt offenbar die direkte Kontrolle über Teile Burundis an. Zu Wochenbeginn starteten sie heftige Angriffe auf Armeelager und Tutsi-Flüchtlingscamps im Norden Burundis. Das Ziel, so eine CNDD-Sprecherin in Nairobi, sei, die Nordprovinzen zu übernehmen und damit die von der Armee gehaltene Hauptstadt Bujumbura vom Nachbarland Ruanda abzuschneiden. Die Rebellen sind überzeugt, daß Einheiten der Tutsi-dominierten Armee Ruandas auf seiten der burundischen Armee kämpfen. Burundis Tutsi wiederum beschuldigen die Rebellen der Zusammenarbeit mit den Hutu-Milizen, die 1994 für den Völkermord in Ruanda verantwortlich waren. Zudem mobilisiert die Rebellengruppe die Hutu- Bauern um Bujumbura mit dem Ziel, die Hauptstadt von Lebensmittellieferungen abzuschneiden. Bei einem Rebellenangriff auf die Hauptstraße aus Bujumbura Richtung Norden wurden letzte Woche zwei Lkw-Fahrer bei lebendigem Leib in ihren Fahrzeugen verbrannt.

Es scheint jetzt um den Versuch einer militärischen Entscheidung zu gehen, da die Sanktionen der Nachbarländer die Buyoya-Regierung in unerwartet große Schwierigkeiten gebracht haben. „Das Embargo hat die Rebellen ermutigt und radikalisiert“, meint ein westlicher Beobachter und warnt: „Sollten sie die Oberhand gewinnen, ist mit einem Tutsi-Flüchtlingsstrom zu rechnen.“

Die USA schickten gestern ein Flugzeug nach Bujumbura, um ausländische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu evakuieren. Unbestätigten Berichten zufolge soll Präsident Buyoya seine Familie nach Uganda verschickt haben. D. J.