Gütersloh reduziert den Lieferverkehr stark

■ Die Zusammenarbeit von Stadt, Industrie und Speditionen hat die Zahl der Lkw-Fahrten um bis zu 50 Prozent vermindert. Mit der Bahn wird noch verhandelt

Gütersloh (taz) – „Es ist uns gelungen, den innerstädtischen Lieferverkehr im Bereich Spedition um rund die Hälfte zu senken“, freut sich Michael Jacobi, Geschäftsführer der Gütersloher City GT Logistik GmbH. Die City GT Logistik wurde von der Gütersloher Wirtschaft und der Stadt vor zwei Jahren gegründet, ihr Auftrag ist die Optimierung des Wirtschaftsverkehrs. „In diese Entwicklungsgesellschaft sind alle Beteiligten eingebunden“, erläutert Michael Hammon von der Stadt Gütersloh, „also: Handel, Handwerk, Industrie, örtliche Bahnunternehmen, Speditionen und Logistikunternehmen sowie die Stadt Gütersloh.“

Ein Jahr lang wurden Verkehrswege analysiert, Warenströme verglichen und bewertet, Doppelfahrten ermittelt. Am Ende der Bestandsaufnahme war klar: Etwa 100.000 Kilometer Transportfahrten zur Versorgung der 150.000 Einwohner im Mittelzentrum Gütersloh sind überflüssig. 1.000 unkoordinierte Zustellungen pro Tag hatte der Innenstadtbereich vor der Gründung von City GT Logistik zu verkraften, eine Zahl, die eher für eine Großstadt wie Köln zu erwarten war. Seit März ist die Gesamtzahl der Anlieferungen um etwa 20 Prozent reduziert, ebenso die Anzahl der Stopps.

Die Endvision der verkehrslogistischen Offensive: In zwei großen Zentrallagern am Stadtrand fließen die ankommenden Warenströme zusammen. Kleintransporter befördern die Waren gezielt und schnell zu den Gütersloher Endabnehmern. Genauso soll das in umgekehrter Richtung funktionieren: Die Warenstöme aus der gesamten Stadt werden zentral erfaßt und auf die Reise durch die Bundesrepublik geschickt.

Der nächste Schritt ist konsequenterweise die Kooperation mit der Bahn: „Die Gründe liegen angesichts der Verkehrsbelastungen der Autobahnen und der Unkalkulierbarkeit der Abwicklung von Transporten über das Fernstraßennetz auf der Hand“, faßt Michael Hammon zusammen. Gebündelt im sogenannten Güternachtsprung sollen die Waren aus Gütersloh zu den Kooperationspartnern im Land gelangen. Seit Juni ist die City GT Logistik bei der Bahn als Beladestelle verankert, verhandelt wird derzeit über den Preis. Monatlich etwa 1.000 Lkw-Fahrten sollen so vermieden werden. Die Bedarfsanalyse läuft derzeit auf Hochtouren. Denn die Warenströme in und aus der Stadt schwanken saisonell und konjunkturell bedingt stark.

Dazu soll auch eine Finanzspritze vom Land Nordrhein- Westfalen dienen. Das Ministerium für Stadtentwicklung fördert verkehrslogistische innovative Ideen im Rahmen des sogenannten public-privat-partnership – der Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Wirtschaft. Mit dem Programm „Stadtlogistik“ investiert das Ministerium bis zum Jahr 2000 in 27 Städten und Kreisen insgesamt 50 Millionen Mark.

Gütersloh als Modellstadt in Sachen Stadtlogistik erhofft sich eine Million Mark für die Entwicklung eines EDV-Systems. Denn die Hauptaufgabe bei der Optimierung der Warenströme sieht Geschäftsführer Jacobi darin, „alle vorhandenen Computersysteme der beteiligten Partner in einem EDV-System zur Sendungsverfolgung zu integrieren, das bei uns installiert ist“. Detlef Stoller