■ Die Qual der Wahl: Welches Toilettenpapier und warum?
: Vlaushvlusenvorschung

Mann muß mindestens einmal am Tag darauf zurückgreifen. Frau eher mehrmals – sofern nicht irgendwelche organischen Störungen vorliegen. In anderen Kulturkreisen ist das Toilettenpapier, von dem hier die Rede ist, nahezu unbekannt, doch hierzulande ist es ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens.

Verschiedene Faktoren sind bei der Beurteilung der Nützlichkeit dieses Verbrauchsgegenstands zu beachten. Das Toilettenpapier muß sauber sein. Wichtig erscheint ebenfalls, daß das Papier reißfest ist, da sonst die Finger schmutzig werden könnten. Auch darf es nicht zu hart sein, weil einer der zartesten menschlichen Körperteile ja nicht geschmirgelt werden soll.

Daneben gibt es natürlich noch andere Anforderungen, die allerdings keine Allgemeingültigkeit besitzen. So gibt es umweltbewußte Menschen, die nur aus Altpapier hergestelltes Toilettenpapier benutzen wollen. Andere wiederum achten in erster Linie darauf, daß ihr Papier farblich zu Fliesen und Handtüchern paßt. Bei umweltbewußten und gleichzeitig farbharmonischen Menschen könnte hier schon ein Problem auftreten, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Die wirklichen Schwierigkeiten entstehen erst beim Kauf. Da steht man dann vor einer Batterie von bunten Toilettenpapierpaketen, die alle zu rufen scheinen: Kauf mich! Doch es gibt keine Testmöglichkeit.

Da wir ja genau zu wissen scheinen, was wir von einem Toilettenpapier erwarten, müssen wir uns also die Mühe machen, die Produktbeschreibung zu lesen. Als erstes stellen wir fest: Sie alle sind vor allem sicher und weich. Der Teufel steckt, wie so oft, im Detail. Da ist die Rede von „wolkenweich, flauschig dick und angenehm saugfähig“ (Scottonelle), „SUPERSOFT SAMTWEICH UND ZEWA-SICHER“ (zewa), „exclusiv. So sauber. So sanft. So bess“ (bess) und „Super Vlaush. Jetzt noch sicherer, weicher, reinigender“ (Hakle). Man könnte es sich in diesem Moment einfach machen und kurz entschlossen die passende Farbe auswählen. Man kann aber auch eigene Forschungen anstellen und sich die Besonderheiten erklären lassen. Doch sind die Unternehmen nicht sonderlich auskunftsbereit. So konnte weder die bess-Exklusivität noch die zewa-Sicherheit geklärt werden.

Anders hingegen verhielt sich die Hans Klenk GmbH & Co, kurz Hakle. Ihr Produktmanager Torsten Scherrer erklärte bereitwillig, daß der „Begriff Vlaush nur eine Abwandlung von dem deutschen Wort Flausch“ sei und „diese Schreibweise aus marketingtechnischen Gründen ausgewählt wurde“. Das hilft auch nicht weiter, mag man meinen, doch weit gefehlt. Die Firma Hakle war so freundlich, daß sie den kurzen Antwortbrief in eine große Kiste packte, die eine Musterpackung des Hakle-Sortiments enthielt. Und da war es bei: „Wahrscheinlich das dickste und kostbarste Toilettenpapier weltweit: Lady.“

Zugegebenermaßen gehört Mann nicht unbedingt zur Zielgruppe von Lady, „welches Sie sogar zum Entfernen Ihres Make-ups verwenden können“, aber es überzeugt. Ohne jede Abstriche. Ökologisch nicht ganz einwandfrei, aber sanft und sicher. Michael Bolten