Lokalkoloratur

Jede strohblond bezopfte Wagner-Elsa ist nur Schall und Rauch im Vergleich zu diesem schwarzgelockten Elfenwesen aus Ostfriesland. Um so schwieriger ist es zu ertragen, daß Elsa Freese gestern ihren letzten Arbeitstag bei uns in der taz hatte. Vor über acht Jahren begann sie in der alternativen Tageszeitungstretmühle und verdiente sich als Setzerin ein paar Mark dazu. Und schon war es um die taz geschehen. Bald setzte sie nicht mehr nur Texte freier Autoren, sondern berichtete selbst als Autorin in der taz über Theater, Oper und Musik. Und sie schrieb in Zeiten, da sich Fühllosigkeit zu gerne hinter gedrechselten Formulierungen verbirgt, über das, was sie sah und fühlte. Und als die Anzeigenabteilung kompetente Verstärkung brauchte, war Elsa zur Stelle und hatte es um so leichter, sich mit der Kundschaft aus dem kulturellen Sektor zu verständigen. Und noch was: In all diesen obligatorischen taz-Krisen behielt Elsa die Nerven und die überlebensnotwendige heitere Sicht der Dinge. Irgendwann hatte sie mal ein Lehrerexamen abgelegt, und später dann das Lehren, wobei dem deutschen Lehrkörper viel entgangen und der taz viel zugute gekommen ist: Freundlichkeit, Wärme, Anteilnahme und offene Worte zur rechten Zeit. Elsa, du bist zauberhaft, und wenn dich das Schicksal eines Tages wieder in unsere kleine Zeitungswerkstatt verschlagen sollte, reißen wir dir die Türen auf. jkn