Steine anhäufen für ein Sinti-Mahnmal

■ Morgiger Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung widmet sich besonders der Verfolgung der Sinti und Roma

Zum siebtenmal seit der Wende findet am Sonntag im Lustgarten in Mitte ein Aktionstag gegen Rassismus und Neonazismus statt. An diesem „Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ (Beginn 13 Uhr) nehmen mehr als 150 Gruppen und Initiativen teil. Vor fünfzig Jahren hatten erstmals an einem zweiten September-Sonntag an gleicher Stelle Zehntausende der Opfer des Naziregimes gedacht.

Im geeinten Deutschland müsse um die Erfüllung jener Forderungen, die RednerInnen aller politischen Lager 1946 aufgestellt hatten, indem sie davon sprachen, nie wieder, in keiner Form, Krieg, Rassismus und Volksverhetzung zuzulassen, mehr denn je gerungen werden, konstatierte Hans Coppi vom Vorbereitungskreis für den 8. September. „Wir erleben, daß finanzielle Zuwendungen für Gedenkstätten wie in Ravensbrück und Sachsenhausen gekürzt werden. Noch immer sind nicht alle Unrechtsurteile der Wehrmachtsjustiz gegen Widerstandskämpfer oder Tausende von Deserteuren der Wehrmacht aufgehoben.“ Statt dessen finde eine verstärkte Rückkehr des Militärs in die Öffentlichkeit statt. Zugleich kritisieren die Veranstalter die geplante Rückführung von Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Bosnien, obwohl ihnen dort erneut Verfolgung drohe.

Über diese aktuellen Fragen soll mit den Besuchern das Streitgespräch gesucht werden. So steht um 15 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Menschen in Not – Asyl oder Abschiebung?“ auf dem Programm, zu der auch der Präsident der Romani-Union, Rajko Djuriz, erwartet wird. Außerdem geben an über hundert Ständen Vereine Einblick in ihre Arbeit. Zahlreiche Verlage präsentieren ihre Neuerscheinungen. Schriftsteller, unter ihnen Stefan Heym, Heinz Kahlau und Daniela Dahn, signieren ihre Bücher.

Bereits um 11 Uhr findet in der Gedenkstätte Plötzensee eine Kundgebung statt. Anschließend ist eine Fahrradtour entlang historischer Orte des Widerstandes zum Lustgarten vorgesehen.

Weil es mehr als fünfzig Jahre nach Kriegsende in Bonn oder Berlin noch immer keine Entscheidung zur Errichtung eines Mahnmals für die mehr als 500.000 während der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma gibt, ruft die AG Roma und Sinti der Liga für Menschenrechte zu einem symbolischen Akt auf. Am späten Nachmittag soll südlich des Reichstages ein Steinhaufen errichtet werden. „Jeder, der es für richtig hält, der Ermordeten und Verfolgten zu gedenken, kann einen mitgebrachten Stein niederlegen“, meint Christoph Leucht von der AG. Das Bezirksamt Tiergarten begrüße diese Aktion, hieß es. Kathi Seefeld