Senat fürchtet Aus für Bremer Vulkan

Das Überleben der Werften hängt an zwei Containerschiffen. Die EU will nur noch Beihilfen genehmigen, wenn die Schiffe die letzten sind. Vulkan braucht einen neuen Eigentümer  ■ Aus Bremen Klaus Wolschner

Seit einem Jahr bangen die Schiffbauer am Stammsitz des ehemaligen Vulkan-Konzerns, der Vegesacker Werft in Bremen Nord, um ihre Zukunft. In der vergangenen Woche hat der Bremer Senat erstmals in einer internen Ausschußunterlage eingeräumt, daß eventuell mit der Schließung der Werft gerechnet werden muß.

Insgesamt 358 Millionen Mark an Bürgschaften sind inzwischen in dem Vulkan-Debakel fällig geworden, knapp eine Milliarde an Risiken stehen noch offen. Vor diesem Hintergrund warnen Fachleute in den Senatsverwaltungen seit längerem davor, daß das überschuldete Bundesland das Leben seiner Schiffbaubetriebe weiter künstlich verlängert. Doch die große Koalition scheut die Verantwortung für eine Werftschließung.

Im Juli war der EU deshalb ein Modell vorgelegt worden, wonach das Kaufpreisrisiko für zwei Containerfrachter abgedeckt werden sollte. 70 Millionen ist der Weltmarktpreis für Schiffe dieses Typs. Auf der Vulkan-Werft aber hatte man bisher immer 15 bis 20 Millionen Mark mehr ausgegeben und über trickreiche Konstruktionen mit Landeshilfe finanziert.

Die EU signalisierte, sie könne die neuerliche Landesbürgschaft genehmigen – allerdings nur unter der Bedingung, daß das dann die letzten Schiffe sind, die auf der Vulkan-Werft gebaut werden. Derzeit findet in Brüssel ein Prüfverfahren darüber statt. Die Lage analysiert der gestern im Handelsblatt bekanntgemachte interne Sachstandsbericht. „Gelingt die Absicherung nicht“, heißt es dort, „ist ein weitgehender Zusammenbruch der Werftbeschäftigung in Vegesack unausweichlich.“

Ein Sprecher des Bremer Wirtschaftssenators erklärte gestern, der Sachstandsbericht gebe den Stand von vor vier Wochen wieder. Konkursverwalter Jobst Wellensiek sehe Chancen, die beiden Containerschiffe aus der Konkursmasse zu finanzieren. Unterdessen hofft die Vulkan-Werft, so erklärte Vorstandsmitglied Glahr gegenüber der taz, daß über den Lohnverzicht der Belegschaft und eine weitreichende Reorganisation der Arbeitsabläufe die beiden neuen Schiffe kostendeckend gebaut werden könnten.

Voraussetzung für eine Genehmigung der EU-Beihilfen für die Bauzeit ist, daß der Konkursverwalter endlich einen Käufer für die Werft findet. Für eine in Konkurs befindliche Werft darf die EU nämlich nur Schließungsbeihilfen bewilligen. Wenn es in den nächten drei Monaten keinen „Übernehmer“ für die Werft gibt, deutete Vorstand Glahr an, dann sei das das Ende.

Auf dem Dock der Vulkan- Werft liegt derweil der kolossale Rumpf für das zweite Kreuzfahrtschiff, das der italienische Reeder Costa in Bremen in Auftrag gegeben hatte. Meistbietend will es der Vulkan verkaufen. Costa selbst pokert offenbar noch um den Preis. Die Hoffnung, daß dieser zweite Luxusliner auch an der Unterweser fertiggestellt werden und damit für Monate Arbeit bringen könnte, haben die Vulkan-Manager in den letzten Wochen klammheimlich aufgegeben.