Schweizer Bank verdiente an „Mein Kampf“

■ Hitler-Vertrauter lagerte Buchtantiemen in Millionenhöhe auf Schweizer Konto, das möglicherweise immer noch existiert. US-Geheimdienst wußte seit 1944 Bescheid

London (AFP/dpa/taz) – Millionenschwere Konten, die in den 30er Jahren im Auftrag Adolf Hitlers eingerichtet wurden, hat ein jüdisches Forschungsteam in der Schweiz entdeckt. Wie die in London erscheinende Zeitung Jewish Chronicle gestern berichtete, geht dies aus bis vor kurzem geheimgehaltenen Akten des US- Geheimdienstes hervor, die den jüdischen Forschern auf der Suche nach dem Verbleib des während der Nazizeit in Deutschland beschlagnahmten jüdischen Vermögens in die Hände fielen. Demnach eröffnete Max Amann, Leiter des Parteiverlages der NSDAP, vor Beginn des Zweiten Weltkriegs Konten bei der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) in Bern, in die Valuta-Einnahmen der Partei wie beispielsweise Tantiemen aus dem Verkauf des Hitler-Werkes „Mein Kampf“ im Ausland und Einkünfte der NSDAP aus Wechselkursgeschäften flossen. Der damalige US-Geheimdienst OSS erhielt die entsprechenden Informationen 1944 in einem Telegramm aus Bern und legte die jetzt gefundene Aktennotiz an.

Es sei nicht sicher, ob die Konten noch heute existierten, sagte der Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses der britischen Zeitung Independent. Man habe sich aber mit dem Bund Schweizer Banker auf Akteneinsicht geeinigt, um mehr herauszufinden. Die SBG sagte, sie sei nicht befugt, einzelne Konten zu diskutieren – also zum Beispiel zu klären, ob jemand von den Konten nach 1945 Geld abgehoben hat oder ob sie noch existieren. Amann wurde 1922 Geschäftsführer der NSDAP, später Leiter des Parteiverlags „Eher-Verlag“ und Präsident der Reichspressekammer. Nach dem Krieg wurde er zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt und starb 1957. Der stellvertretende US- Hauptankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, Robert Kempner, befragte Amann nach eigenen Angaben im Oktober 1947 über die Gelder, die Hitler aus der Vermarktung von „Mein Kampf“ zugeflossen waren. In einem Leserbrief an den Spiegel erklärte Kempner 1966, Amann habe ausgesagt, bei der Kapitulation Deutschlands 1945 seien noch sieben Millionen Reichsmark auf dem Konto gewesen. Seit der Veröffentlichung des Buches 1925 habe Hitler nach Ansicht Amanns insgesamt 15 Millionen Reichsmark eingenommen.