Freitag der 13. für die Hochbahn

HHA-Boß Hauck soll Spesenabrechnungen gefälscht haben / Aufsichtsrat tagt diese Woche zur Zukunft des beurlaubten Arbeitsdirektors  ■ Von Florian Marten

Ein Erdbeben erschüttert derzeit die Hamburger Hochbahn AG (HHA): Arbeitsdirektor Wolfgang Hauck, 47, steht laut NDR im Verdacht, sein Unternehmen mit gefälschten Spesenabrechnungen um einen fünfstelligen Betrag erleichtert zu haben. Stürzt Hauck, dann könnte bei der HHA ein lange überfälliger Selbstreinigungsprozeß in Gang kommen. Die Hamburger ÖTV gibt sich zugeknöpft und verweigert „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ jeden Kommentar.

Am Freitag, dem 13., steht der Fall Hauck auf der Tagesordnung des HHA-Aufsichtsrates. Für die „Aufhebung“ seiner Funktion als Arbeitsdirektor – Hauck ist seit dem 30. August beurlaubt – sind 14 der 21 Stimmen erforderlich. Damit muß zumindest ein Teil von Haucks „Keulen“, so der HHA-Slang für ihm ergebene Arbeitnehmer, gegen seinen Wohltäter stimmen.

Eine pikante Situation: Manch eine VertreterIn auf der Arbeitnehmerbank, alles brave ÖTV-Gewerkschafter und Sozialdemokraten, scheint Hauck verpflichtet. Gegen entsprechende Dankesbekundungen soll er seiner Riege zu Spesengelagen, Beförderungen und jenen Vergünstigungen verholfen haben, auf die ein Arbeitsdirektor Einfluß nehmen kann.

Ob es dabei um strafrechtlich relevante Verstöße, arbeitsrechtliche Unregelmäßigkeiten oder „nur“ um jene Grauzone geht, die zwar mit moralischen, aber nicht mit juristischen Maßstäben zu definieren ist, steht noch nicht fest. Nach NDR-Angaben vom Samstag räumte Hauck bereits ein, falsche Namen auf Spesenabrechnungen gesetzt zu haben, aber nur, um seine Gesprächspartner zu schützen. Gegenüber der taz gab er sich, hörbar nervös, wesentlich knapper: „Da kann ich gar nichts zu sagen.“ Er wisse nicht einmal von der Aufsichtsratssitzung, bei der es immerhin um seine berufliche Zukunft geht. Auf die Frage jedoch, ob er auch künftig HHA-Arbeitsdirektor sein werde, räumte Hauck ein: „Das wird sich alles in den nächsten Tagen entscheiden.“

Ins Rollen brachte die Hauck-Lawine, so war aus dem Umfeld des HHA-Aufsichtsratsvorsitzenden und Verkehrssenators Eugen Wagner zu erfahren, ein Hinweis aus dem Betriebsrat. Wagner veranlaßte umgehend stichprobenartige Prüfungen, bei denen sich schnell Ungereimheiten zeigten: So soll Hauck jahrelang Spesenabrechnungen in erheblicher Höhe mit Namen von Bewirteten eingereicht haben, die zur gleichen Zeit ganz andere Termine wahrgenommen hatten. Diese Abrechnungen passierten die HHA-Buchhaltung ohne Beanstandung. Eine Mitarbeiterin: „Wie kann man so plump Spesen fälschen? Entweder ist man total bescheuert, oder man ist sich seiner Sache absolut sicher.“

Für einen zweiten Vorwurf – Hauck ließ sich einen Gartenzaun von Beschäftigten eines HHA-Betriebshofs bauen – konnte Hauck immerhin eine Rechnung präsentieren. Nach taz-Informationen sind die Spesenabrechnungen jedoch noch längst nicht vollständig überprüft.

Während Eugen Wagner bereits mit dem Staatsanwalt droht, will Hauck bislang keinen Auflösungsvertrag unterzeichnen. Dabei geht es offenkundig weniger um die Höhe der Abfindung als um eine Alterssicherung. Sollte es keinen Auflösungsvertrag geben, meinen Hochbahn-Kenner, sei der Ausgang der Aufsichtsratsabstimmung durchaus offen.