■ Nachschlag
: Musik für junge Erwachsene: Lassie Singers spielten im Waschhaus

Die neue Platte „Hotel Hotel“ halten die Lassie Singers selbst für ihre beste. Um so verwunderlicher, daß sich nur genau 139 zahlende Besucher am Samstag im Potsdamer Waschhaus eingefunden haben. Über die Gründe dafür, daß die Besucherzahlen sowohl heute abend als auch während der Tour allgemein etwas hinter den Erwartungen zurückblieben, rätseln die Künstler: Unter anderem war von mangelnder Unterstützung ihrer Plattenfirma Sony die Rede. An den Lassie Singers liegt es jedenfalls nicht.

Sie beginnen das Konzert mit den schnelleren Stücken der „Hotel“-Platte und mit den bewährten Klassikern wie „Mein Freund hat mit mir Schluß gemacht“. Danach gehen sie über zu den melancholischeren Sachen, die den eigentlichen Kern ihrer neuen Platte ausmachen, bevor sie noch mal richtig aufdrehen und sich nach fünf Zugaben mit „Hotel daheim“ verabschieden. Die beiden „Ur-Lassies“ haben dieses Mal Dodo Herting (Baß), Britta Neander (Schlagzeug) und Jörg Heiser (Gitarre) mitgebracht, die sie gut ergänzen und mit manch kniffligem Riff unterstützen.

Die alten Stücke werden mit bewährt-witzigen Dialogen eingeleitet, die sich in den Liedern fortsetzen mit Texten, denen man anmerkt, daß sie das Resultat gemeinsam durchfeierter Nächte sind. Das Publikum singt begeistert Stücke wie „Leben in der Bar“ mit, und beide Lassies schmettern sie noch mit genausoviel Verve wie früher, obwohl Christiane von der anstrengenden Tour etwas erschöpft und heiser ist.

Die Stücke von der neuen Platte wie „Hotel daheim“ und „Hallo laute Welt“ sind die besten des Abends. Von Christiane stammt das Diktum, die Lassie Singers seien die „Außenstelle für Erwachsenenbildung der Hamburger Schule“. Sie singen von Traurigkeit und Einsamkeit in der „lauten Welt“. Das Spaß-Prinzip und die Gute- Laune-Attitüde werden stellenweise abgelegt zugunsten einer distanziert-kritischen, „erwachseneren“ Sichtweise: „Und ich weiß nicht mehr, ob ich wahnsinnig glücklich oder unglücklich bin. Und du sagst, beides ist richtig und alles nicht so schlimm. Und irgendwie Heimweh nach Vergangenheit, ...froh, allein zu sein.“ Die Lassie Singers haben wieder ein neues Gebiet für ihr Songwriting-Talent erschlossen.

Das Publikum ist von alten und neuen Songs gleichermaßen begeistert. Seltsam nur, daß so wenige Potsdamer (und Berliner) die Gelegenheit genutzt haben, die Lassie Singers auf dieser Tour zu sehen. Jetzt wollen sie erst mal eine etwas längere Pause einlegen, aber weitermachen wollen sie trotzdem, versichern sie im Interview vor dem Konzert. Ein Glück! Georg Götz