Betr.: Paul Merker

Der Nichtjude Paul Merker (1894–1969) war in der DDR der Hauptangeklagte in einem Schauprozeß (1952–55) mit antisemitischen Komponenten. Dem ehemaligen hohen KPD-Funktionär warf die SED- Führung vor, sich im Exil in Mexiko (1942–46) zu einem „Zionisten“ entwickelt zu haben. Als Beleg dafür diente dem ZK der Partei Merkers Engagement in der Emigrantenzeitschrift Freies Deutschland. 1950 wurde Merker aus der SED ausgeschlossen wegen angeblicher Verbindungen zu Noel H. Field, einem idealistischen Amerikaner, der vielen Emigranten geholfen hatte und nun als angeblicher „Spion“ entlarvt wurde. Merker wurde im Prozeß vorgeworfen, sich für die Errichtung eines israelischen Staates eingesetzt zu haben. Obendrein habe er die Entschädigung für die im Nazideutschland enteigneten Juden gefordert. Dies habe er nur getan, „um dem US-Finanzkapital das Eindringen in Deutschland zu ermöglichen“. Merker wurde 1955 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt und ein Jahr später überraschend wieder freigelassen. Das gleiche Gericht, das ihn verurteilt hatte, rehabilitierte ihn in einem weiteren Geheimprozeß im Jahre 1956. In der SED spielte er nie wieder eine Rolle.Foto: Dietz Verlag