Das Portrait
: Vater des Bluegrass

■ Bill Monroe

Beim großen Bluegrass- Festival vor drei Wochen im Örtchen Cherokee am Rande der Great Smoky Mountains in North Carolina war Bill Monroe noch als Headliner angekündigt. Doch zum Auftritt des 84jährigen kam es nicht mehr. Im April hatte der „Father of Bluegrass“ einen Schlaganfall erlitten, von dem er sich nicht mehr erholte. Am Montag starb er in einem Pflegeheim in Springfield/Tennessee.

In den 20er Jahren hatte die Karriere des Sängers, der als jüngstes von acht Kindern 1911 in Rosine, Kentucky geboren wurde, begonnen. Als seine Eltern starben, nahm ihn ein Onkel auf, der ein passionierter Geiger war. Schnell lernte Bill Monroe alle Instrumente, die damals in der sogenannten String- Band-Musik gebräuchlich waren, wahre Meisterschaft erreichte er jedoch mit der Gitarre und vor allem der Mandoline. Sein rasantes Fingerpicking wurde ebenso wie sein entspannter, leicht jodelnder Gesangsstil zur Grundlage jenes Stils, den er nach dem Zweiten Weltkrieg erfand und der Bluegrass genannt wurde. Eine Musik, die Einflüsse von Country, Jazz und Blues vereinte, ausschließlich mit akustischen Instrumenten wie Geige, Banjo, Gitarre und Mandoline gespielt wurde und bei der schnelle Tanzmelodien mit traurigen Balladen wechselten.

Hits wie das auch von Elvis Presley aufgenommene „Blue Moon of Kentucky“, „Mule Skinner Blues“ oder „Kentucky Waltz“ ließen Monroe schon bald zur Legende werden. Fast jeder der großen Bluegrass-Musiker hatte in der Gruppe des Meisters gelernt, und Anfang der sechziger Jahre machten sich viele junge Liebhaber dieser Musik wie Peter Rowan, David Grisman oder der spätere Grateful-Dead-Gitarrist Jerry Garcia nach Kentucky auf, um Monroe zu hören. Garcia ließ sogar Frau und neugeborenes Kind für einige Monate sitzen, um bei den „Blue Grass Boys“, der Band von Monroe, zu spielen – ein Unterfangen, welches mißlang.

Bill Monroe, der mehr als 50 Millionen Platten verkaufte und 1970 in die Country Hall of Fame aufgenommen wurde, war aber nicht nur ein großer Musiker, sondern auch ein sehr sturer Charakter. Als Lester Flatt und Earl Scruggs, die in den vierziger Jahren mit ihm zu Ruhm gekommen waren, seine Band verließen, sprach er zwanzig Jahre kein Wort mit ihnen. Matti Lieske