■ Vorschlag
: Hübsche Grooves für den Tribe – Freak Power im Loft

Wahrscheinlich würde Norman Cook nicht einverstanden sein, wenn er wüßte, daß man allein an seiner Person Geschichte und Existenzbedingungen von Freak Power erzählen kann. Sein Anliegen ist es nämlich, Freak Power frei von jeglicher Personality-Fixierung als eine Familie, als eine Partygemeinschaft, als einen Tribe funktionieren zu lassen – mit Musikern, die nach Lust und Laune, oft in unterschiedlicher Besetzung, auf den Alben und Konzerten mitmachen. Allein: Norman Cooks krumme Karriere steht stellvertretend für ein Jahrzehnt parallel stattfindender, jedoch wechselweise sich bedingender Pop-Sozialisationen insbesondere in England, woraus sich wiederum das Verständnis für Freak Power ableiten läßt.

Aufgewachsen in der nordenglischen Kleinstadt Hull, war Cook am Anfang seiner Karriere Bassist bei den Housemartins, einer Easy-Listening-Gitarrencombo, die im Gegensatz zu musikalischer Flockigkeit mit schwergewichtigen Zeilen wie diesen aufwarteten: „Don't shoot someone tomorrow that you can shoot today.“

Cook machte später keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Musik, die er mit den Housemartins spielte; der Sinn stand ihm mehr nach House, Reggae, Black Music, nach Pop im allgemeinen und Plattenauflegen im speziellen – nach allem, was nicht mit elendigen Auftritten in öden, kleinen Rockvenues zu tun hatte! 1989 gründete er mit dem Namen Beats International ein Projekt, das versuchte, die Top Of The Pops mit House-Musik zu versöhnen. Was damals schon fortschrittlich angedacht war – auch Beats International war eher eine große, fröhliche Gemeinschaft als ein kleines, starres Bandprojekt – führt er nun mit dem Jazz- und Funk-Musiker Ashley Slater weiter. Unter der Prämisse „Once we get out of the seventies, the nineties will make the sixties look like the eighties“, treten Freak Power die Reise durch die Jahrzehnte an, durch die Gebiete von Funk, Jazz, Soul und Pop: mit hübsch upgelifteten Grooves, Spaß verheißenden Bläsern, sprudelnden Keyboards und einer Menge anderer Schnabbeleien. Das klingt lebendig und locker, wiewohl Freak Power es sich nicht haben nehmen lassen, den Sticker „File under uneasy listening“ auf ihr neues Album zu pappen. Darauf kann sich dann ein jedeR seinen eigenen Reim machen: Eklektizismus pur, Absurditäten galore oder, um die Spirale mit dem Titel des Albums noch ein bißchen weiterzudrehen: „More Of Everything For Everybody“. Gerrit Bartels

Ab 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz