Mit Ach und Krach

■ Neuer Fernsehdirektor beim ORB

Am Ende zeigte der Blumenstrauß, den der Vorsitzende unter seinem Stuhl versteckte, daß die Sache gelaufen war: Mit Ach und Krach hat ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer am Dienstag abend seinen Kandidaten für das Amt des Fernsehdirektors im zweiten Wahlgang durch den Rundfunkrat gebracht. Zehn Räte stimmten schließlich für Volker von der Heydt, aber ebenso viele im Aufsichtsgremium haben dem bisherigen Leiter der Kirchenredaktion die Stimme versagt – sechs Neinvoten, vier Enthaltungen.

Dabei ging es bei den Diskussionen im Rundfunkrat und im Vorfeld der Abstimmung weniger um den Kandidaten, sondern um seinen Vorgänger Michael Albrecht, dessen Vertrag auslief. Viele der Räte hätten es wohl gern gesehen, wenn der Intendant den Nachwendechef des DDR-Fernsehens erneut vorgeschlagen hätte. Dessen Anhänger hatten massiv gegen den Senderchef und seinen Kandidaten agitiert. Aber Albrecht stand nicht zur Wahl. Rosenbauer, der Anlaß sah, sich des Eindrucks zu erwehren, „als ginge es um die Wahl des Intendanten“, setzte auf Erneuerung. Mit von der Heydt und der neuen Hörfunkdirektorin Hannelore Steer verfügt die Geschäftsleitung nun über zwei Mitglieder mit Ostbiographie.

Rosenbauer, der übrigens, anders als von uns am Montag vermeldet, keiner Partei angehört, ist damit auch einer persönlichen Niederlage entgangen. So konnte der Intendant am Mittwoch erleichtert den Weg in die Intendanz des SFB gehen, um mit seinem Amtskollegen Günther von Lojewski über gemeinsame Radiowellen zu sprechen. An der SFB-Spitze hatte man dem Vernehmen nach gespannt auf das Ergebnis aus Potsdam gewartet. Lutz Meier