Im Nebel des Erfolgs

■ Morgen Auftakt in der Handball-Bundesliga: Kiel, Flensburg und Fredenbeck sind aus dem Norden dabei

Der finanzielle Aufwand ist enorm, das Risiko hoch. Fast 44 Millionen Mark beträgt offiziell das Gesamtbudget der 16 Handball-Bundesligisten, für die morgen die 20. Saison beginnt – eine Steigerung um mehr als zehn Prozent im Vergleich zur vorigen Serie. Es hat halt seinen Preis, wer in der – wie es allenthalben heißt – „attraktivsten und stärksten Liga des Kontinents“ mitspielen will. Der Norden ist wie im Vorjahr mit drei Vereinen vertreten: dem THW Kiel, der SG Flensburg-Handewitt und dem VfL Fredenbeck.

Der Aufsteiger

Der VfL Fredenbeck machte von der neuen Ausländerregel nach dem „Bosman-Urteil“ kräftig Gebrauch: Keiner der vier Neuzugänge ist in Deutschland geboren. „Der deutsche Markt gab nichts her“, erklärt Manager Ralf Uhding. „Mit unserem Aufstiegskader hätten wir keine Chance“, zumal der Norweger Roger Kjendalen, vergangene Saison Spielertrainer und Torjäger in Personalunion, den VfL Richtung Flensburg-Handewitt verließ.

Die Hoffnungen ruhen im Rückraum nun auf dem isländischen Nationalspieler Hedin Gilsson und dem serbischen Linkshänder Goran Stupar. Neuer Kreisläufer ist der Bosnier Senjanin Maglajlija. „Ein absoluter Weltklassemann“, schwärmt Uhding. Außerdem bringt der neue, alte Trainer Spasoje Skercevic seinen Sohn Srdan aus Wuppertal mit.

Trotz der Neuzugänge, alle Vollprofis, gilt der Dorfverein als Abstiegskandidat. Der Etat ist mit zwei Millionen Mark der zweitniedrigste der Liga. Statt auf Geld baut der Neuling auf die Unterstützung seiner Fans. Nach zwei Jahren Bundesliga-Abstinenz ist die Vorfreude in der 4 000-Seelen-Gemeinde südlich von Stade groß: 1 600 verkaufte Dauerkarten sind neuer Rekord. Auch deshalb rechnet Uhding bei allen Heimspielen mit einer ausverkauften Geestlandhalle: 2 600 Zuschauer sollen ihren VfL zum Klassenerhalt schreien.

Der Geheimtip

Diesmal soll der große Wurf gelingen. „Wir träumen von einem Titel“, sagt Manager Dierk Schmäschke. Dabei setzt der Vizemeister – vorige Serie nur zwei Punkte hinter Kiel – auf Geschlossenheit. „Wir haben Mannschaftsspieler verpflichtet“, will Trainer Anders Dahl-Nielsen zeigen, „daß es auch ohne Weltstars geht.“

Drei neue Spieler wurden bei einem unverändert gebliebenem Etat von gut drei Millionen Mark geholt, ausschließlich Skandinavier: Die Dänen Christian Hjermind und Lars Christiansen, sowie der Norweger Roger Kjendalen. Von seinem Team erwartet der 45jährige Coach „konstantere Leistungen“.

Selbst in der eigenen Halle flatterten der SG vergangene Serie häufig die Nerven. Die Folge: Zwei verlorene Heimbegegnungen. Das soll sich ändern. „Wir wollen alle Heimspiele gewinnen“, mag Schmäschke das Publikum nicht wieder enttäuschen. Auch in Flensburg wurde mit 2 600 Dauerkarten eine Bestmarke erzielt. „Die Fördehalle wird in allen Spielen mit 3 500 Plätzen ausverkauft sein“, ist Schmäschke optimistisch.

Der große Favorit

Zählte alleine das Geld, stünde der THW Kiel schon jetzt als Meister fest – zum vierten Mal in Folge: Der Vier-Millionen-Mark-Etat langt zu Platz eins. Den finanzieren wie schon in den vergangenen Jahren zum Großteil auch die Zuschauer. Alle 6 500 Sitzplätze in der Ostseehalle wurden wie üblich an Dauerkarteninhaber verkauft.

Trainer Zvonimir Noka Serdarusic will trotz der guten Voraussetzungen nichts von einem Durchmarsch wissen: „Wir stehen im Nebel.“ Mit Rumstochern dürfen neuerdings der schwedische Nationalspieler Staffan Olsson und der neue Torwart Goran Stojanovic. Auf Wolfgang Schwenke muß der THW hingegen noch länger verzichten. Der Rückkehrer ist nach einem Achillessehnenriß vor sechs Monaten noch nicht wieder fit.

Ohnehin geht der THW derzeit am Stock. „Wir haben uns verstärkt“, sagt Sedarusic, „aber im Moment sind wir schwächer als vorher.“ Kapitän Magnus Wislander ist angekränkelt, Martin Schmidt, Klaus-Dieter Petersen und Christian Scheffler fallen definitiv zum Auftakt aus. Alpträume hat Serdarusic darob dennoch nicht: „Wir sind immer gefährlich, wenn wir wenige sind.“ cleg/dpa

Kiel – Hameln, Großwallstadt – Flensburg (beide morgen 15 Uhr) und Fredenbeck – Schutterwald (um 19.30 Uhr)