Lokalkoloratur

Man nimmt halt, was man kriegt, um an der Spitze zu bleiben. Dieses Mal hat die Sozialdemokratin Christine Steinert die Stimmen der CDU genommen, um ihre Wiederwahl als Bergedorfer Bezirksamtsleiterin durchzuboxen. Dabei hatten die 13 CDUler im kleinsten Hamburger Bezirk sie ursprünglich gar nicht haben wollen, sondern sich für eine öffentliche Ausschreibung der Amtsleiterstelle eingesetzt. Doch der Köder der Bergedorfer Sozis war nach gescheitertem Verhandlungs-Poker mit der GAL so üppig-verlockend, daß man praktisch zubeißen mußte. Mit großen Zugeständnissen in Verkehrs-, Schul- und Wohnpolitik servierten die Sozialdemokraten der CDU eine Koalitionsvereinbarung auf dem Silbertablett. Vergessen wurde auf christdemokratischer Seite schleunigst jegliche Forderung nach öffentlicher Ausschreibung, um Christine Steinert zu ihrer dritten Amtsperiode zu verhelfen. Dabei ist nicht mal sicher, ob sie's bleibt: die Republikaner haben nämlich die Bürgerschafts- und Bezirkswahlen von 1993 angefochten, weil man ihre Partei nicht zugelassen hatte. Am 28. April soll das Landesverfassungsgericht darüber entscheiden, ob die Bergedorfer Bezirksversammlung überhaupt rechtmäßig ist. Sollte der Urnengang für ungültig erklärt werden, verlören die Abgeordneten ihre Mandate. Und auch Bezirkschefin Steinert müßte erneut zur Wahl antreten. Das 13. Steinertsche Amtsjahr begann, so spöttelt die enttäuschte GAL, mit unsichtbarem sozialdemokratischen Profil – Koalitionen sind eben teuer. Dafür wurde die Wiederwahl wenigstens in guter alter proletarischer Manier gefeiert: statt Sekt und Häppchen gab's Bier und von Christine Steinert eigenhändig gebrutzelte Frikadellen. Na, denn: Prost Wahlzeit allerseits! sim