Affenmenschen

■ Alma Hoppe mit neuem Programm

Was passiert, wenn sich Bayern und Hamburger zusammentun? Dann werden sie siamesische Zwillinge – so konnte man gestern bei der Premiere des Affenzirkus in Alma Hoppes Lustspielhaus lernen. Oder es entsteht einfach eine gemischte Truppe von fünf Männern und einer Frau, bei der sich ins „O“ verzogene „A“s mit rollenden „R“s ganz amüsant mischen. Nur bei dem Song über den Hamburger Stau wirkte die kernige bayerische Aussprache ein wenig deplaziert.

Ein Zirkus, der von Affen betrieben wird und in dem Menschen zur Schau gestellt werden, ist die originelle Rahmenhandlung in Alma Hoppes neuem Programm. Den Zirkusdirektor gibt ein Schimpanse, der ganz vorurteilsfrei auch Gorillas und Paviane in seinem Zelt duldet. Locker in den Knien federnd bemüht er sich um die Übergänge zwischen den Sketchen in dieser klassischen Nummernrevue. Die Themenpalette deckt alles ab, was ein Blick durch die Morgenpresse so bietet: Weltarmutskonferenz, Verkehrsinfarkt, Rassismus, Blauhelm-Einsätze, Chemiekatastrophen und so weiter. Auch ein bißchen Medienkritik darf natürlich nicht fehlen. Die Shows der Privatsender werden mit „Die Leichen des Tages“ aufs Korn genommen.

Und doch wirkt das alles bläßlich. Den bekannten Themen gewinnen die Texte keine neuen Aspekte ab. Überraschende Wendungen in der Argumentation – Fehlanzeige. Die angerissenen Probleme werden in sicherer Distanz zum Publikum abgehandelt. Die Szene in der Gentechnik-Beschwerdestelle kann sich selbst ein Genmediziner in Seelenruhe ansehen. Solche absurden Mutanten entstehen doch in keinem Labor der Welt. Das ist Gentechnik auf Frankenstein-Niveau.

Richtig gut sind die Akteure und die Kabarettistin immer dann, wenn sie ihre Komik ins Absurde steigern, wie in der als Zugabe gewährten Schneewittchen-Nummer: Die verzweifelt suchenden Zwerge, von denen einer aus Mangel an Darstellern die Zwerge 3 bis 7 spielen mußte: Das war wirklich witzig.

Iris Schneider