Frischer Wind bei HEW?

■ Carlchristian von Braunmühl kümmert sich um das „Energiekonzept Zukunft“

Die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) haben einen neuen, nicht ganz unprominenten Mitarbeiter. Seit dem 1. April steht Carlchristian von Braunmühl – Bruder des von der Roten Armee Fraktion (RAF) 1986 ermordeten Gerold von Braunmühl – in den Diensten des Stromversorgers. Er ist dort für die Entwicklung des „Energiekonzeptes Zukunft“, mit dem die HEW regenerative Energieformen fördern wollen, zuständig.

Carlchristian von Braunmühl wurde der Öffentlichkeit bekannt, als er nach dem Mordanschlag zusammen mit seinen vier Brüdern in einem offenen, in der taz abgedruckten Brief die Auseinandersetzung mit den TäterInnen suchte. Statt einer Antwort von den TäterInnen erhielten die Braunmühl-Brüder 1987 den von der SPD gestifteten „Gustav-Heinemann-Preis“ für ihren Versuch der Auseinandersetzung und Vermittlung zwischen Staatsgewalt und Linksterrorismus. Das Geld spendeten die Geschwister dem Rechtshilfefonds für Peter Jürgen Boock, um damit, so Carlchristian von Braunmühl, zu einem Urteil beizutragen, das ein „Signal zur Versöhnung“ sein könne.

Auch später bezog von Braunmühl wiederholt gegen die „Anti-Terror-Gesetze“ und für die Zusammenlegung der RAF-Häftlinge öffentlich Stellung: Terrorismus ließe sich mit staatlicher „Gewalt nicht ausmerzen“, sondern könne „nur zusammen mit seinen Ursachen glaubwürdig bekämpft“ werden.

Welchen Anteil die Etablierung des „Atomstaates“ an der Genese linker Militanz in den achziger Jahren gehabt hat, darüber läßt sich lange spekulieren. Carlchristian von Braunmühl jedenfalls hat bei dem zumindest satzungsmäßig auf Atomausstieg gepolten Stromversorger seinen Platz gefunden, die von ihm eingeforderte Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Ursachen „linken“ Widerstands weiterzuführen. mac