Zweifelhaftes Kneipengespräch

■ Courtney Love von Hole verkauft sich als Rolemodel teuer

Vier Menschen. Eine Frau im Vordergrund mit roten Lippen, so rot und oft verschmiert, daß sich die Grenze zwischen Lust und Leid darin verliert wie in allen übrigen äußerlichen Darstellungen von Courtney Love. Ihr ganzes öffentliches Leben lang war dies ihre Sprache und ihr Thema als weibliches Rolemodel jenseits von und meistens gegen Madonna: Stärke durch Sexualität. Sie spielt ein vulkanrandiges Spiel mit der männlichen Macht & Gier-Position, spricht ebenso laut wie halbformuliert aus einer Vielzahl erlittener und konsumierter Erfahrungen eines schnellen (Rock-) Lebens, das selbst von außen betrachtet für mehrere gereicht hätte. Seit der großen, sie miteinbeziehenden Zäsur, seit dem Tod ihres Mannes, reagiert die Popwelt noch verstörter auf Courtney Loves unveränderten Drang nach außen.

Ist das pietätvoll? Ist das erlaubt? Dem Gleichberechtigung leugnenden Nährboden dieser und anderer Fragen begegnend, blickt Love seit einiger Zeit nur noch von Titelblättern auf die Welt. Es ist nur zu verständlich, daß sie sich den Medien, den Tätern, teuer verkauft. Courtney Love machte sofort nach dem Tod von Cobain weiter und spielte so ein Spiel mit, dessen Regeln auch Madonna nur eine Fußnote hinzufügen kann. Der Erfolg schleppt sich bergauf, wenn auch für die Ware, die Hole abgesehen vom Yellow-press-Futter verkaufen, schon beträchtliche Verkaufszahlen erzielt wurden.

Denn die Musik ist keinesfalls so sehr Pop, wie Courtney Love dies immer wollte, hat nicht den eingängigen Charme, den Nirvana im Lärm banden. Hole ist kratzbürstiger, gedrängter Rock, weder offensichtlich Punk, noch Pathos, noch peinlich aber leider auch mit wenig spürbaren Eigenheiten. Keine Musik, die bleibt; eher ein zweifelhaftes Kneipengespräch, das nur wegen des allgemeinen Lärmpegels unterhaltsam und substantiell erscheint. Über die hohen Absperrungen wird man allerdings nicht einmal ansatzweise kommunizieren können. Zuviel Leben und zuwenig Spiel für das einseitige Geschäft dieser Größenordnung, auf das sich andere besser verstehen.

Holger in't Veld

Mi., 19. April, Docks, 21 Uhr