Die literarische Woche

Heute: Bis zu 50 Seiten lang sind die Reportagen, die Jane Kramer seit beinahe 20 Jahren für den New Yorker schreibt. Aus Paris schildert die Amerikanerin – ähnlich wie einst Djuna Barnes – die seltsamen Stammesrituale der ihr fremden Europäer. Der knappe, hoch verdichtete Stil ihrer literarischen Reportagen hat sie weltberühmt und preiswürdig gemacht, was sie heute ihren vielen Fans auch in Hamburg leibhaftig dankt. Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr

Donnerstag: Das Erleben des Sterbens und des Todes (soweit denn dieser erlebbar ist) stehen im Mittelpunkt der szenischen Lesung von Nina Jäckles Text Tunnelfahrt. Mit einer Darstellerin, Fotos und Musik wird der Schwellenmoment einer Frau beim Brotkauf auf einem Kriegsschauplatz sinnlich erfahrbar gemacht. Kunststück, Eimsbüttler Ch. 23, 20.30 Uhr; weitere Aufführungen, 21./28./29. April

Über das Schreiben von Biografien gibt Hermann Korte in seiner Antrittsvorlesung Auskunft. Sein Vortrag widmet sich unter anderem der Zivilisationstheorie von Norbert Elias, in der der Soziologe einen Ansatz für eine theoretische Grundlegung von Biografien sieht, die es ermöglicht, die verlorengegangene Verbindung von Geschichte und Soziologie wiederherzustellen. Literaturhaus, 20 Uhr

Freitag: Marcel Prousts Monument Auf der Suche nach der verlorenen Zeit steht im Mittelpunkt einer Lesereise durch Hamburger Stadtteilzentren. Vera Rosenbusch und Lutz Flörke unternehmen diese über mehrere Etappen. Freitag: Brakula; Sonntag: Zinnschmelze, jeweils 20 Uhr; weitere Termine folgen

Sonntag: Die ungarische Philosophin Angnes Heller setzt die Reihe der Matineen fort, die sich dem Thema des Redens über Gewalt und Destruktivität in unserem Jahrhundert widmen. In der Veranstaltung des Hamburger Instituts für Sozialforschung wird die Lukacs-Schülerin ihre große Moralphilosophie mehr aus ihrer persönlichen Bekanntschaft mit diesem Jahrhundert beleuchten.Schauspielhaus, 11 Uhr

Montag: Der Untergang der Titanic hat große Chancen, zu dem zentralen anti-technologischen Mythos des 20. Jahrhunderts zu werden. Auch 83 Jahre nach dem Eisberg-Knutsch beschäftigen sich immer noch junge Schriftsteller mit der Katastrophe. Der norwegische Autor Erik Fosnes Hansen etwa erzählt in seinem Roman Choral am Ende der Reise die Lebensläufe der Bordmusiker der Titanic als exemplarische Biografien der Jahrhundertwende. Buchhaus Weiland, Quarree 8-10, 19.30 Uhr

Alles sieht auf Berlin, auch der Berliner. Friedrich Dieckmann etwa flaniert aus dem Ostteil der Stadt über die Straßen der Hauptstadt und sammelt Materialien für seine gelehrten Polemiken, die er heute abend persönlich vortragen wird. Die Einführung liefert Jürgen Vedofsky. Café im Buch, Stresemannstr. 1-3, 20 Uhr

Last but not least liest die österreichische Autorin Barbara Frischmuth aus ihrem neuen Erzählband Hexenherz. Heinrich-Heine-Buchhandlung, Schlüterstr. 1, 19.30 Uhr