Lokalkoloratur

Der Organist Johannes Pausch ist zwar Schleswig-Holsteiner, aber dennoch eine Hamburgensie im besseren Sinn, und er hat auch sonst Format: 1,92 Meter lang, Schuhgröße 49. Und sieht aus, als wär' er Vincent van Goghs Zwillingsbruder. Pausch ward nicht ernstgenommen, als er vor Jahren verkündete, bis ins Jahr 2022 jährlich eine der vergessenen Passionsmusiken der barocken Hamburgensie Georg Philipp Telemann auszubuddeln, historisch-kritisch zu rekonstruieren und begnadet professionell erklingen zu lassen. Den Publikumszuspruch hat der sympathisch uneitle Pausch allemal verdient, und daß Helmut Schmidt oder Justus Frantz nicht unter der Zuhörerschaft weilen, wertet Pauschens Langzeitunternehmen nur auf. Am morgigen Gründonnerstag ist's wieder soweit: Telemanns „Seliges Erwägen des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi“ in der Berliner Fassung von 1763 wird ab 20 Uhr in der Ottenser Christianskirche erklingen. Kein Heimspiel wie sonst in der Altonaer Friedenskirche, wo derzeit Handwerker die Musik machen. Ein Ohrenschmaus allemal für Freunde historischer Instrumente und feinster Stimmlagen, ein Augenschmaus nicht zuletzt der mächtig rudernde Pausch. (Karten an der Abendkasse der Christianskirche) plk