„Das ist nicht machbar“

■ Volle Halbtagsgrundschule: Lehrergewerkschaften kritisieren Behördenpläne Von Heike Haarhoff

„Voll“ ist nicht unbedingt „verläßlich“. Deswegen hat Peter Braasch, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbands Hamburg (DL), „arge Bedenken“, wenn die Schulbehörde heute über die Vorlage zur „Vollen Halbtagsgrundschule“ befindet. Die von Schulsenatorin Rosemarie Raab im Februar eingeforderte Garantie auf durchgehenden Unterricht und Betreuung aller Hamburger GrundschülerInnen zwischen acht und 13 Uhr ab dem kommenden Schuljahr sei zwar „die wichtigste schulpolitische Entscheidung seit 20 Jahren“, so DL-Sprecher Reinhard Behrens, für ihre flächendeckende Einführung stehe jedoch nicht genug Geld zur Verfügung.

Nach den Plänen der Behörde soll die volle Halbtagsgrundschule „ausschließlich durch einen veränderten Mitteleinsatz sowohl im Schul- als auch im Hortbereich“ finanziert werden, also ohne zusätzliche Belastung des städtischen Haushalts. Sprich: Freiwerdende Stellen im Realschul- und Gymnasialbereich werden künftig nicht neu besetzt, sondern an die Grundschulen „abgegeben.“ Bei einem Zuwachs von 30.000 GrundschülerInnen bis zum Jahr 2005 „ist das Konzept allein durch Stellen-Umschichtung nicht machbar“, fürchtet der GEW-Landesvorsitzende Hans-Peter de Lorent. Wegen der gegenwärtigen Finanzplanung drohe sich die Halbtagsgrundschule zu einer besseren Aufbewahrungsanstalt zu entwickeln.

Auch die Raumsituation an den Hamburger Grundschulen halten die Vertreter beider Gewerkschaften für unzureichend. „Sechsjährige Kinder können nicht fünf Stunden am Stück stillsitzen“, weiß Reinhard Behrens. Zusätzliche Gruppenräume fehlten aber meistens. Und auch die Erhöhung des Lernmittelzuschlags (bisher 100 Mark jährlich) um fünf Mark pro Jahr und Kind sei bei weitem nicht ausreichend.

Mit ihrem Konzept laufe die Schulbehörde Gefahr, „Erwartungen zu wecken, die nicht realisierbar sind“, kritisierte Peter Braasch. Gewährleistet werden könne derzeit lediglich ein vierstündiger Unterricht, „wenn er sinnvoll gestaltet sein soll“.