Kluge Sorglosigkeit

■ Kinderfestival: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“

Kindertheater in Hamburg zeichnet sich dadurch aus, das es mit sparsamsten Mittel auskommen muß und aus einer Vielzahl freier – leider oft nur kurzlebiger – Gruppen besteht. Am Wochenende konnte man auf Kampnagel im Rahmen des Kindertheaterfestivals April! April! einen Einblick bekommen, was in der Hansestadt zur Zeit für Kinder gespielt wird. Gemeinsam war allen Produktionen, das sie mit unaufwendigen Bühnenbildern auskommen. Ein überdimensionierter Tisch, eine kleine Bühne im Koffer, ein Stuhl: mehr Ausstattung ist nicht. Kinder haben ja viel Phantasie. So macht man aus der Not eine Tugend.

Eine der sparsamsten Arten des Theaters ist das Erzähltheater. Und in dieses Genre gehörten die meisten der am Sonntag gezeigten Stücke. Eines der schönsten war sicherlich Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, in einer Fassung von F.K. Waechter, vorgespielt von Verena Reichhardt. Wie sie da auf ihrem niedrigen Hocker sitzt und ab und zu an einem Glas mit blutrotem Saft nippt, zieht sie Kleine und Große nur durch den Klang ihrer Stimme in ihren Bann.

Ohne auch nur ein einziges Mal aufzustehen, läßt sie das Märchen vom sorglosen Bauernburschen, der sein Glück macht, indem er einfach darauf vertraut, vor den Augen der Zuschauer plastisch erscheinen: Die Prügel, die der arme Bursche von den Soldaten verabreicht bekommt, genauso wie das festliche Menuett der Hochzeitsgäste. Jede der fast vierzig Figuren hat ihre sprachlichen Eigenheiten, eine eigene Mimik und charakteristische Gestik. Der hochnäsige Prinz spricht nur mit geschürzter Oberlippe, der gestresste König hat ein nervöses Zucken im Gesicht und der optimistische Held schlenkert vergnügt mit allen Gliedern.

Dazu kommt der hintersinnige Text von Waechter, der aus dem pfiffigen Märchen ein Sittengemälde vergangener Zeiten macht. Und weder die Nöte der kleinen Leute noch die lockeren Sitten der Großkopferten wurden ausgelassen.

Iris Schneider