Senat schafft Lehrstellen

■ 185 neue Azubi-Plätze in Berufsschulen und bei der Bundesbahn / Der Vorstoß kostet 900.000 Mark im Jahr

Gute Kunde für alle Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz: Der Senat will die Finanzierung von 185 neuen Lehrstellen beschließen. Das geht aus einer Vorlage des Bildungsressorts hervor, die in der kommenden Woche abgestimmt werden soll. In den Bremer und Bremerhavener Berufsschulen und bei der Bundesbahn soll ein ganzer Schwung junger Bürokaufleute, technische ZeichnerInnen, technische AssistenInnen für Informatik und BahntechnikerInnen ausgebildet werden. 900.000 Mark will sich die Landesregierung ihren Vorstoß pro Jahr kosten lassen. Offen ist nur noch die Frage, wieviel Geld aus welchem Ressort kommen soll. Darüber streiten sich noch der Arbeits- und der Wirtschaftssenator.

Rund 1.000 Bremer und Bremerhavener Jugendliche stehen ohne Ausbildungsplatz da. Rund 500 werden es immer noch sein – so die Prognose – wenn das Ausbildungsjahr beginnt. Die Zahl könnte nun auf gut 300 sinken. Allerdings: Nur die wenigsten der 185 staatlich geförderten Azubis können auf eine Übernahme nach der Ausbildungszeit hoffen. Lediglich 40 von ihnen werden bei einem Privatunternehmen ausgebildet. Das sind die, die bei der Bahn unterkommen. Nach langen Gesprächen der Bildungsbehörde mit der Bundesbahn hat sich das Unternehmen Bahn bereit erklärt, das Ausbildungskontingent zu verdreifachen. Bislang wurden pro Jahr 20 Azubis eingestellt, jetzt sollen es 60 sein. Dafür muß der Staat für die entsprechenden Kapazitäten bei den Berufsschulen sorgen. Nun sollen befristet LehrmeisterInnen für Bahntechnik eingestellt werden.

Den Berufsschulen kommt ohnehin die tragende Rolle der Senats-Initiative zu. Offenbar will die Bildungsbehörde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen will sie für Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt sorgen, zum anderen aber auch für Ruhe an der Bildungsfront. Die Berufsschulen sind nämlich, gemessen an den Zielzahlen für die LehrerInnenversorgung, mit Lehrkräften überversorgt. „Diese Überkapazitäten kann man nun prima einsetzen“, sagte Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs zur taz. Was der Senatorin ein Dilemma erspart. „Man kann nicht alle überzähligen Lehrer in die Grundschulen schicken.“ So sollen 145 Jugendliche an den Berufsschulen komplett ausgebildet werden. Die Betriebsferne bedeute dabei keinen Verlust an Qualifikation, versichert die Senatorin: „Das sind Vollzeitmaßnahmen mit einem regulären Abschluß.“

Schon in dieser Woche hatte Bringfriede Kahrs ihren Plan vorgelegt. Sie war damit bei ihren SenatskollegInnen zwar auf wohlwollendes Interesse gestoßen, nur Wirtschaftssenator Hartmut Perschau und Arbeitssenator Uwe Beckmeyer waren von dem Vorstoß ein wenig überrascht. Mit ihren Häusern, so hieß es aus beiden Behörden, sei der Plan nicht abgestimmt worden. Aber sie sollen die Maßnahmen bezahlen. An diesem Lapsus, so versichern alle Seiten, sollen die neuen Ausbildungsplätze allerdings nicht scheitern. Bis zur Senatssitzung am Dienstag nächster Woche soll die Finanzierung stehen. Klar sei allen nur eines, so Bringfriede Kahrs: „Das Bildungsressort ist aus der Finanzierungsfrage raus. Jeder weiß, daß wir kein Geld haben.“ J.G.