Online auf Jobsuche

■ Schon jetzt gibt es im Internet 50 Anbieter von Jobbörsen

Der morgendliche Blick in den Stellenangebote-Teil der taz, FAZ oder Zeit wird für die Jobsuche schon bald nicht mehr ausreichen. Das erhoffen sich zumindest diejenigen, die Stellenausschreibungen im Internet salonfähig machen wollen.

Seit Ende vergangenen Jahres vergleicht die Wirtschaftsstudentin Andrea Nowak Stellenangebote in Printmedien und im Internet für ihre Diplomarbeit: „Im deutschsprachigen Internet gab es damals nur eine Handvoll Sites, auf denen Stellengesuche und -angebote vermittelt wurden.“ Inzwischen tummeln sich rund 50 Anbieter von Jobbörsen im heimatlichen Netz – Tendenz steigend.

Im Vergleich zum großen Vorbild USA sind das nur Peanuts. Die Zahl der Anbieter hat dort längst vierstellige Dimensionen erreicht. „Im englischsprachigen Internet findet man wirklich alles: Vom Tischler bis zur Krankenschwester“, resümiert Nowak. In Deutschland beschränken sich die meisten Angebote bislang auf Jobs rund um den Computer: „Engagierte Serverbetreuer“, „Sales- Manager im EDV-Bereich“ oder schlicht „Software-Entwickler“. Klavierlehrer, Putzfrauen und ethnologische Grabungsleiter sind exotische Ausnahmen.

Fragt man die deutschen Internet Telefonbücher wie DINO (www.dino-online.de) oder web.de (www.web.de) nach dem Stichwort „Stellenmarkt“, spuckt der Computer jede Menge Beispiele aus. Unübersichtlich stehen sie da nebeneinander, Zeitschriften mit ihrem Anzeigenteil, studentische Projekte zur Jobvermittlung oder Werbeagenturen, die die Stellenausschreibungen ihrer Kunden als Service ins Netz setzen. Die meisten sind jedoch gewerbliche Anbieter. „Wir waren die ersten im Netz“, behauptet Lothar Risch von der Firma „Jobs & Adverts“ (www.jobs.adverts.de) Und, glaubt man den Zahlen, mit Erfolg: Angeblich hat die Titelseite der Homepage 1,2 Millionen Hits pro Monat – 10 Prozent der Surfer schauen sich die Angebote genauer an. Die Firma „Jobware“ (www.jobware.de) macht ähnliche Angaben. Nimmt das Internet den Printmedien die überlebenswichtigen Anzeigenkunden weg? 70.000 Mark kostet beispielsweise bei der FAZ eine Seite Stellenangebote. Bei 60 bis 70 Seiten pro Woche ein Batzen Geld. Im Internet kostet die Plazierung nur zwischen 900 und 2.500 Mark, für einen ganzen Monat.

Eintagsfliegen gibt es freilich viele unter den Jobagenturen. Wer die meisten Anzeigenschaltungen an Land ziehen kann, überlebt. „Kein Geschäft für Altruisten“, glaubt auch Studentin Nowak. Die FAZ streitet sich bereits gerichtlich mit einem Stellenanbieter, der ihre Anzeigen einfach abgeschrieben hatte. Um die 10.000 Mark steckt die Firma Index aus Berlin Monat für Monat in die Aufrechterhaltung ihres Stellenmarktes für Computerbereiche (dv.job.de). „Man muß es schaffen, eine Marke zu werden.“ Geschäftsführer Jürgen Grenz gibt sich programmatisch. „Der Markt ist noch in der Gründerphase.“ Grenz hofft, 1997 endlich schwarze Zahlen schreiben zu können. Doch bis dahin fließen noch viele Bits und Bytes den Datenhighway hinunter. Christoph Dowe