Dröhnodrom Lausitz Ring

■ Formel 1 und Kohle passen zusammen, dachte sich die Landesregierung und beschloß Rekordsubvention für ein Ex-Tagebaugelände. Grundstein wird am 25. Oktober gelegt

Nachdem Pannen-Schumi seinen roten Dienstwagen in dieser Saison so oft wie nie ins frühe Aus steuerte, zogen die Rennsport- Fans in der Brandenburger Landesregierung nach. Ungestüm setzten sie ein noch teureres Formel-1- Projekt in den Sand. In den Lausitzer Sand an der A 13 bei Senftenberg, auf einer 560 Hektar großen Fläche eines ehemaligen Braunkohlentagebaus.

Am 25. Oktober wird dort Hobby-Biker Manfred Stolpe den Grundstein für das Motodrom Lausitz Ring legen. Im Herbst 1998 soll es fertig sein, dazu noch eine Teststrecke sowie ein Technologiezentrum des Kfz-Überwachungsvereins Dekra. Als Mitglied des Fördervereins Lausitz Ring e.V. gehört die Dekra zu den Betreibern des 310 Millionen Mark teuren Investitionsvorhabens.

Eine Menge Geld, das jedoch zum größten Teil vom Steuerzahler herangekarrt wird. Mit 240 Millionen Mark Zuschuß vom Land, davon die Hälfte aus EU-Mitteln, läuft die Subventionierung auf absoluten Höchsttouren. Die Potsdamer Landesregierung hofft auf den wirtschaftlichen Aufschwung in der von über 20 Prozent Arbeitslosigkeit geprägten Region. Bis zu 1.500 neue Jobs sollen im gigantischen Auto-Reservat, das Herstellern Testfahrten rund um die Uhr ermöglicht, entstehen.

Der Haken ist allerdings, daß nur 100 Arbeitsplätze für Meßstrecke und Prüfzentrum fest verbucht werden können. Der gewaltige Rest soll sich auf Hotels, Gaststätten sowie den Freizeit- und Erlebnispark verteilen. Der Lausitz Ring als Touristenmagnet funktioniert aber nur, wenn auch möglichst oft was los ist. Eine weitere Ungewißheit im Planspiel der flinken Geldgeber. Zwar kann sich die ehemalige Bergbaukippe in drei Jahren modernste Rennstrecke Europas nennen, aber das allein garantiert noch keinen Einmarsch der Rennzirkus-Helden.

Da können die Betreiber noch so vom Lausitz Ring als „deutschem Indianapolis“ träumen, die Realität sieht bisher anders aus. Nur ein paar Rennläufe der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft sind gesichert und die Austragung der in Berlin nicht mehr gestatteten Avus-Rennen. Ob die lukrativen Formel-1-Boliden dagegen jemals um den 5,3 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs nach WM- Punkten jagen werden, steht völlig in den Sternen. Bis 2001 sind alle Rennen vergeben, und danach bleibt weiterhin die Konkurrenz mit Hockenheim und Nürburgring. Die Veranstalter werden gewaltig rotieren müssen, um die 150.000 Zuschauer fassende Edelpiste mit attraktivem Gedröhn auszulasten. Mit zweitklassigen Rennen sind die Zuschauer aus dem zwei Autostunden entfernten Berlin kaum zu ködern. Da nützen nicht mal die 40.000 kostenlosen Parkplätze als Anreiz. Gunnar Leue