■ Schöner Leben
: Inliners forever

Später, an langen trüben Novembertagen, werden sich die Kühe in Oberneuland was zu erzählen haben. Jetzt ist eindeutig keine Zeit. Alles geht so rasend schnell.

Kaum zu erkennen sind die „Renner“ der Saison, es sein denn sie gehen mit Plumps zu Boden. Dann sieht man sie genauer – dieselben Menschen, die im letzten Jahr noch auf Mountainbikes radelten, sind jetzt auf die unsicherste Art der Fortbewegung umgestiegen: Sie wollen Schlittschuh laufen wo kein Eis ist. Dafür bedecken sie Extremitäten wie Footballspieler mit riesigen Polstern. „Inline Skating ist geil!“, rufen sie sich atemlos zu. Nur Räder surren, wenn Lichtstreifen in Orange vorbeizischen. Die Körper trend- und gesundheitsbewußter Berufsjugendlicher glänzen im Nylons. Sie würdigen die Landschaft keines Blicks und starren nur gebannt auf das, was ihnen vor die acht Rollen kommt. Kleinste Lücken im Asphalt melden dem Großhirn Achtung, Sturzgefahr. Schließlich drohen rechts und links vom Aspaltband Sand, Stein und Gras. Manchen zieht es magisch an. Und dann ist es wieder geschehen, Kopf voran fliegen 80 Kilogramm Erwachsener zu Boden. Denn eins ist klar, nur auf Einrad oder Stelzen schwanken Menschen mehr.

Doch das gerade ist der Thrill. Wer kein Teenager mehr ist, stürzt dafür in zwei Sekunden vom grauen Schreibtisch weg – zu Boden. Handgelenke und Nasenbeine zerschellen. Die Angst davor bringt den Kick. Inline Skater, getarnt mit Fitness-Bonus, erleben die billigste Art, zu einer zusätzlichen Adrenalinausschüttung zu kommen. Das ahnen im Blockland mittlerweile alle – nur die Kühe wundern sich noch . Susanne Raubold