Darf man einen Klinsmann auswechseln?

Der große Megastar unter den Trainern oder zumindest den Nichtganztrainern der Bundesliga ist zwar derzeit Stuttgarts Joachim Löw, aber bevor es der finanzministerhaft daherschwätzende Interim des VfB schafft, seine abgrundtiefe rhetorische Langweiligkeit abzulegen und Sätze wie Giovanni Trapattoni zu formulieren, wird er noch lange übungsleiten müssen. „Das ist so üblich in der Weltgemeinschaft“, verteidigte der sprachmächtige Italiener seine Klinsmann-Auswechslung bei Schalke 04, und es ist kein Wunder, daß eine derartig ausgefeilte Begründung selbst einen angefressenen Grantler wie den Nationalstürmer sprachlos zurückläßt. Ohne ein Wort tat Klinsmann nach dem Match das, was er vorher eher vermissen ließ: Er stürmte – und zwar in den Bus.

Bleibt die Frage, ob man das eigentlich darf: Klinsmann auswechseln. Otto Rehhagel grub sein Grab bei den Bayern ein gutes Stück tiefer, als er das Sakrileg wagte; Berti Vogts kommt gar nicht erst auf die Idee, seinen EM-Finalstatisten rauszusetzen. Beim Länderspiel gegen Polen konnte jeder sehen, daß ein Bibo-Sturm gefährlicher wäre als hundert Klinsmänner, aber als Bobic kam, mußte Bierhoff raus. Klinsmann stolperte weiter und kurz vor Schluß über eine Häßler-Flanke. Alles war wieder gut.

Soviel Geduld besitzt Giovanni Trapattoni nicht. „Ich habe viele Stürmer“, drohte er frohgemut weitere Majestätsbeleidigungen an. Klinsmann bleibt nur die Hoffnung auf ein kaiserliches Edikt. Aber dann würde Trapattoni vermutlich Nato-Truppen anfordern. Matti