Unterm Strich

Der Tenor René Kollo, neuer Intendant des Berliner Metropol-Theaters, hat in der Diskussion um Einsparungen in der Berliner Kulturlandschaft zu mehr Gelassenheit aufgerufen. „Worauf es jetzt ankommt in Berlin ist, nicht die Nerven zu verlieren und auf die Zukunft zu bauen“, sagte Kollo am Sonntag in einer Live-Sendung des SFB vom Chortreffen des Berliner Sängerbundes in der Innenstadt. Einer der Vorschläge von Kultursenator Peter Radunski (CDU) zielt darauf ab, das Metropol-Theater mit dem Theater des Westens zusammenzulegen. Dessen Intendant Helmut Baumann hat dies ablehnt und mit seinem Rücktritt gedroht.

Mit ihm habe Radunski über eine Zusammenlegung noch nicht gesprochen, sagte Kollo. Er sei sich aber hundertprozentig sicher, daß das Metropol-Theater ein ganz großer Anziehungspunkt auch für das Ausland werden könne, für die Schweiz, Österreich und sogar die Japaner, mit denen er darüber schon verhandele. Es sei richtig, daß es eine Menge Geld koste, das Theater grundlegend zu renovieren, doch könne man das auch über Jahre strecken. „Ich denke, daß wir in vier, fünf Jahren mit dem Metropol-Theater eine Perle haben werden, die auch die Hotels, Restaurants und Bars in der Stadt füllen wird, und das bedeutet, daß man das Geld, daß man da reinsteckt, in hohem Maße wieder zurückbekommt.“ Das klingt nicht sehr zukunftsversprechend – für das Theater des Westens um die Ecke vom garstigen Bahnhof Zoo.

Die amerikanische Tänzerin und Schauspielerin Juliet Prowse ist am Samstag in Los Angeles (US-Bundesstaat Kalifornien) gestorben. Die 59jährige erlag nach langer Krankheit einem Krebsleiden. Prowse war in dem Musical-Film „Can Can“ (1959) zusammen mit Frank Sinatra aufgetreten. In „G.I. Blues“ (1960) stand sie Elvis Presley in der Hauptrolle gegenüber. Zu ihren anderen Filmen gehörten unter anderem „Gentlemen Marry Brunettes“, „The Second Time Around“ and „Run For Your Wife“.

Für jüngere deutsche und französische Übersetzer schreibt die DVA-Stiftung in Stuttgart auch in diesem Jahr einen Übersetzerpreis aus. Die Auszeichnung ist mit je 20.000 Mark für einen französischen und einen deutschen Preisträger dotiert. Bis zum 5. Dezember können Bewerbungen eingereicht werden. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Voraussetzung für eine Bewer-

bung ist die Vorlage eines Übersetzungsprojekts aus dem Bereich Geisteswissenschaften oder Essayistik. Bevorzugt werden Projekte, die besonders zum Verständnis für das Partnerland beitragen oder signifikante geistige Bewegungen im Nachbarland vermitteln. Auskünfte erteilt die DVA-Stiftung, Postfach 101 136, 70010 Stuttgart.

Barbiere werden ihre Freude haben: Die Berliner Liedermacherin Bettina Wegner hat am Sonntag abend im Meininger Schloß den ersten Thüringer Kleinkunstpreis erhalten. Mit der Auszeichnung werden die aufrechte Haltung und das Engagement der 1947 geborenen Sängerin gewürdigt, teilten die Initiatoren der Kleinkunsttage mit. Wegner, die 1976 gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert hatte, siedelte Ende der siebziger Jahre nach West-Berlin über. Die Liedermacherin erhielt zugleich als Preisfigur einen satirisch verfremdeten Theaterherzog Georg II. mit Loriotnase. Der Preis ist mit 6.000 Mark dotiert. Die Verleihung war zugleich Abschluß der 5. Thüringer Kleinkunsttage.

Unvorstellbar hohe Preise winken aus Spanien herüber: Der katalanische Schriftsteller Terenci Moix hat den mit umgerechnet 235.000 Mark dotierten spanischen Literaturpreis „Fernando Lara“ gewonnen. Wie die Madrider Tageszeitung El Pais am Sonntag berichtete, hatte sich Moix unter dem Pseudonym „Norma Desmond“, der Figur aus einem Billy-Wilder-Film, mit dem Roman „El amargo don de la belleza“ (Die bittere Gabe der Schönheit) um den erstmals vergebenen Preis beworben. Terenci Moix wurde 1942 in Barcelona geboren. Er gilt als einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Autoren Spaniens, sein „Mujercisimas (Frauen im Superlativ) gehört zu den Bestsellern des spanischen Buchmarkts. Der „Premio de Novela Fernando Lara“ wird vom Verlag „Planeta“ vergeben. Dessen Besitzer José Manuel Lara hatte den Preis im vergangenen Jahr nach dem tödlichen Autounfall seines Sohns gegründet.

Droht Potsdam der kulturelle Verfall? Mit der Entscheidung der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung von Anfang September, das Potsdam-Center am Hauptbahnhof zu bauen, wächst die Gefahr, daß die Unesco die brandenburgische Landeshauptstadt auf die Liste „Welterbe in Gefahr“ setzt. Dies bekräftigte der Präsident des Unesco-Welterbekomitees, Horst Winkelmann, in einem Interview der Berliner Morgenpost (Montagsausgabe). Die Weltkulturorganisation Unesco vermisse in Potsdam ein übergreifendes Leitbild für die Pflege und den Erhalt der Kulturlandschaft. Wenn das Welterbekomitee auf seiner Sitzung im Dezember in Mexiko die Stadt auf die Liste der Gefährdeten setze, wäre dies ein ungeheurer Verlust und eine Peinlichkeit für Potsdam und Deutschland als Kulturnation insgesamt. Meint zumindest Herr Winkelmann.