Aufschwung Ost

■ Nach Röstel will eine zweite Ostlerin an die Grünen-Spitze: Rita Selitrenny

Berlin (taz) – Bei den Grünen macht der Osten mobil. Nachdem am Wochenende die Chemnitzerin Gunda Röstel ihre Anwartschaft auf die Nachfolge Krista Sagers angemeldet hat, warf gestern die Leipzigerin Rita Selitrenny ihren Hut in den Ring. Die bisherige Beisitzerin im Bundesvorstand beabsichtigt, bei den Vorstandswahlen Ende November gegen die Bundesgeschäftsführerin Heide Rühle anzutreten. Bereits vor drei Wochen hatte sich der Magdeburger Michael Rost als Gegenkandidat zum Bundesvorstandssprecher Jürgen Trittin ins Spiel gebracht. Ihm werden allerdings wenig Chancen eingeräumt.

Als verhalten optimistisch werden in den Ost-Landesverbänden hingegen die Chancen von Röstel eingeschätzt, neben Trittin den Posten der Bundessprecherin einzunehmen. Röstel, die am Wochenende das Votum des sächsischen Landesvorstands erhalten hat, gilt in den übrigen Landesverbänden als weitgehend unbeschriebenes Blatt. Den Landesvorständlern ist sie lediglich als Sprecherin des sächsischen Landesvorstands bekannt, die 1994 die Debatte um Schwarz-Grün mitführte und nach der gescheiterten Landtagswahl zurücktrat. Aus dieser Zeit resultiert ihr Ruf als Realpolitikerin.

Eine Zustimmung zu ihrer Kandidatur wird entscheidend von ihrem Auftreten beim Ost-Länderrat am kommenden Wochenende abhängen. Der Sprecher des thüringischen Landesvorstands, Olaf Möller, hat bereits Unterstützung signalisiert. Auch sein Kollege Klaus-Dieter Feige aus Mecklenburg Vorpommern meint, daß sie es packen könnte. Allerdings erwartet er, daß sie durch eine entsprechende Besetzung der Beisitzerpositionen im Vorstand gestützt wird. Um ihre Position zu stärken, wird überlegt, weitere Posten im Bundesvorstand durch Mitglieder der Ost-Landesvorstände zu besetzen. Das widerspräche zwar der Praxis der Grünen, aber nicht ihrer Satzung. In der Parteispitze wird die Kandidatur mit Skepsis betrachtet. Die Bewerberin werde daran gemessen, ob sie die Partei in die kommenden Wahlkämpfe führen kann.

Dem Anliegen, den Osten in der Parteispitze zu stärken, würde zwar durch eine Wahl Selitrennys zur Bundesgeschäftsführerin entsprochen, allerdings werden bereits jetzt im Osten Zweifel laut, ob sie die richtige Besetzung für diesen Posten ist. Selitrenny erklärte, sie wolle, anders als ihre Konkurrentin Rühle, ein stärkeres Gewicht ihrer künftigen Tätigkeit auf den Aufbau Ost legen. Dieter Rulff