Auf Sponsorenfang

■ Viertel-Kids rühren wieder Werbetrommel für Sportgarten in der Pauliner Marsch

Wenn Daniel Götz „Hamburg“ hört, bekommt er glänzende Augen. Der 15jährige Findorffer ist Inline-Skater und findet: „Bremen kannste echt vergessen“ – in Hamburg nämlich steht das, wovon die Skater träumen: eine riesige Halle mit Skate-Röhren, Rampen und Skate-Pyramiden. Weil Bremen „so lahmarschig ist“, haben die Bremer Kids jetzt selbst Hand angelegt und vor dem Goethe-Theater eine Fun-Pipe zum Skaten aufgestellt – als Werbetrommel für ihren größten Traum: ein riesiger Sportgarten für Skater, Streetballer, Break-Dancer und alle anderen Extremsportler in der Pauliner Marsch.

„Nicht lange reden, sondern endlich handeln“, fordert Ulli Barde, der vor der Fun-Pipe steht. Der Pädagoge aus dem Lagerhaus betreut das Viertel-Parlament, in dem sich 70 Kids regelmäßig treffen. Seit einem Jahr kämpfen sie für das alte Wurfgartengelände in der Pauliner Marsch, damit auf der rund 7.000 Quadratmeter großen Fläche bald Kletterwände, Skaterflächen, Streetball- und Streethockey-Felder und eine kleine Showbühne stehen. Im Juni hat endlich das Sportamt grünes Licht gegeben. „Jetzt fehlt nur noch eine gescheite Planung, aber vor allem eine Handvoll Geld“, sagt Ortsamtsleiter Bücking.

Daß Bücking und Barde auf Sponsorensuche sind, verraten sie gern. Doch sonst halten sich die beiden mehr als bedeckt: „Da muß man ganz vorsichtig sein.“ Werder-Manager Willi Lemke soll schon ganz scharf auf das Projekt sein, „das ist aber noch nicht so konkret“, wiegelt Pädagoge Barde ab. Doch dafür haben sie bereits viele Ideen: die rund 1.000 Vulkanarbeiter, die bei der Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus auf Kurzarbeit sind, könnten doch kräftig mitwerkeln, findet Barde. In den nächsten Tagen sind erste Gespräche geplant. Klar ist: Das Sozialressort hilft mit einer kleinen Finanzspritze für ein professionelles Planungsbüro und eine Broschüre. „Damit das Projekt bei Sponsoren auch ganz professionell rüberkommt“, so Bücking. Die Kids sind schon kräftig am Planen: Erste Gruppen treffen sich bereits zum Expertengespräch – allen voran die Skater. Alex von der „Skater-Arbeitsgruppe“ schwärmt jetzt schon von professionellen Holzrampen, die natürlich nur unter Dächern stehen dürfen, „sonst ist das Holz in einem Jahr morsch“. Skater Daniel nimmt gerade auf der hölzernen Fun-Pipe Schwung, stößt sich auf seinen Skatern von der Kante ab und setzt sekundenspäter haarscharf auf der gegenüberliegenden Seite auf. „Das Ding ist super und viel besser als Beton“, sagt der 15jährige, der mit dem Skatefeld am Schlachthof gar nicht zufrieden ist – der geriffelte Beton ist „total Scheiße“, findet Daniel und skatet weiter.

Mitreden wollen die Kids und treiben deshalb selber Geld ein: Rund 1.300 Mark haben sie schon durch Wetteinnahmen eingenommen: beim Showkampf gegen die Beiratspolitiker auf dem Viertelfest. Vor dem Theater am Goethe-Platz soll jetzt weiter geworben werden: „Hier geht es nicht nur um Spaß. Ihr müßt die Aktion auch zu Propagandazwecken nutzen“, schreit Ortsamtsleiter Bücking in die Runde, während die Skater begeistert auf der Fun-Pipe Schwung nehmen. Denn neugierige Passanten sollen als Aktionäre gewonnen werden: Wer zehn Mark investieren will, wird Volksaktionär. Wer 50 Mark zahlt, gehört zur Gruppe der „Very important persons“. Für beide bleibt gleich: Aktionäre dürfen am Eröffnungstag X beim Gala-Dinner mitspeisen. Rund 200 stehen bereits auf der Liste und durch die Aktion vor dem Goethe-Theater sollen auch Theaterbesucher als potentielle Interessenten gewonnen werden. „Die sind ja nun bekanntlich ganz schön betucht“, weiß Pädagoge Ulli Barde. Auch wenn der große Mäzen noch nicht gefunden ist, haben die Einzelhändler im Viertel jedenfalls schon Feuer gefangen: Norbert Caesar von der „Interessengemeinschaft Viertel“ will, daß alle Läden im Vorweihnachtsgeschäft Becher für den Sportgarten verkaufen – als kleine Spende für die sportbegeisterten Kids. kat