■ Mit Singapurs Internet auf du und du
: Staatsrechner filtern

Bangkok (taz) – Für die BürgerInnen des südostasiatischen Stadtstaates Singapur wird das Surfen im Internet jetzt ungefährlicher. Sie brauchen nicht mehr zu fürchten, unversehens auf Pornographie, rassistische Bemerkungen oder politisch zweifelhafte Informationen zu stoßen. Denn seit dieser Woche hat die um physische und geistige Sauberkeit ihrer Untertanen stets besorgte Regierung den Zugang zum Internet beschränkt.

Die 150.000 ComputernutzerInnen, die sich bislang über drei Anbieter direkt ins Netz einklinken konnten, werden nun über einen Umweg geleitet. Vorgeschaltet werden von der staatlichen Zensurbehörde programmierte Rechner, die alle verbotenen Websites – Orte im internationalen Netz, auf denen Texte und Bilder abrufbar sind – abblocken. Wer alles auf der schwarzen Liste der unliebsamen Internetadressen und Diskussionsforen steht, ist nicht bekannt. Der Leiter der zuständigen Rundfunkbehörde von Singapur, Ahmad Shuhaimi, sagte am Wochenende, die Regierung habe vor allem Pornographie im Visier, wolle aber auch unakzeptable politische und religiöse Diskussionen überwachen. Die Zensoren der Rundfunkbehörde Singapurs priesen diesen Schritt bemerkenswerterweise als entscheidende Maßnahme auf dem Weg in eine große Zukunft als regionales Informations- und Kommunikationszentrum.

Damit ordnet sich Singapur in die Reihe der autoritären Staaten Asiens wie China und Vietnam ein, die bereits den Zugang zum Internet beschränken.

Mehrere Großunternehmen in Singapur, die einen wachsenden Teil ihrer internationalen Geschäftskommunikation über eigene Internet-Zugänge laufen lassen, sind allerdings von der neuen Regelung ausgenommen. Sie hatten protestiert, da sie befürchteten, daß der Umweg über die Filter-Rechner die Kommunikation stark verlangsamen werde.

Und die Konkurrenz um die Investoren des Kommunikationssektors ist groß in der Region. Erst vor wenigen Wochen hat Malaysia ein neues Megaprojekt angekündigt: eine Hochtechnologiezone für Multimedia-Unternehmen südlich von Kuala Lumpur. Ausländische Firmen könnten sich dort günstigster Steuern und modernster Infrastrukturen erfreuen. Microsoft zeigte sich interessiert.

Wer in Singapur künftig dennoch schlechte Literatur lesen oder böse Bilder sehen will, der muß sich über die Nachbarländer einklinken. Die Telefonkosten steigen. Jutta Lietsch