■ Cash & Crash
: Telekom macht sich

Berlin (taz/rtr) – Ron Sommer, Chef der Deutschen Telekom, konnte zufrieden sein: Kurz vor dem Börsengang legte er die erste Halbjahresbilanz des Bundesunternehmens vor, und sie war recht ansehnlich. Der Gewinn nach Steuern und Rücklagen lag zwar nur bei 130 Millionen Mark – etwas mickrig bei einem Umsatz von 30,6 Milliarden Mark in den ersten sechs Monaten 1996. Doch hat die Telekom dabei schon alles abgezogen, was sie drückt: Steuern, 100 Millionen Mark für die Kosten des Börsengangs und 1,85 Milliarden Rückstellungen für weitere Entlassungen. Schließlich will der Strippenriese bis zum Jahr 2000 von derzeit 207.000 auf 170.000 Beschäftigte geschrumpft sein.

Nach den Rückstellungen im ersten Halbjahr soll im zweiten Halbjahr auch noch etwas für die AktionärInnen abfallen: 1,5 Milliarden Mark werden laut Sommer für das Jahr 1996 ausgeschüttet.

Imposant auch die Schuldenreduzierung: Vor einem Jahr waren es noch 121 Milliarden Mark, jetzt sind es noch 105,5. Damit bleibt die Telekom international einer der größten Einzelschuldner. Laut einem Gutachten der britischen Investmentbank Barclays de Zoete Wedd (BZW) liegen die Schulden noch knapp über denen des Staates Türkei. Der Schuldenberg kommt zu einem guten Teil aus den riesigen Investitionen der Telekom in die Verkabelung und die Digitalisierung der Verbindungsstellen.

AktionärInnen in spe müssen sich trotzdem wenig Gedanken um ihren Aktienkurs machen: Die BZW-Bank berechnete in ihrer Studie von Anfang September zwar, daß eine Telekom-Aktie eigentlich vom Unternehmenswert her im schlimmsten Fall nur 10,40 Mark wert ist. Der Emmissionspreis von geschätzten 30 Mark sei dennoch gerechtfertigt, hieß es: Weil die Telekom-Aktie gleich in den Dax aufgenommen wird, müssen die großen Fonds mit ihren Milliarden an angelegtem Kapital einfach einen gewissen Prozentsatz in ihren Tresor aufnehmen.

Und die Fonds werden nicht alle Aktien schon bei der Ausgabe ergattern können. Bisher haben sich nämlich allein 1,8 Millionen Privatleute beim Infotelefon der Post registrieren lassen. Wenn sie alle einige der 500 Millionen Fünfmarkaktien beziehen, bleibt für die Profi- Anleger der Fonds nicht mehr genug übrig. Sie müssen sich dann nach der Emission an der Börse versorgen. Weil die kleinen Leute ihre Aktien nicht gleich wieder verkaufen, wird die Nachfrage das Angebot an Telekom-Scheinen übersteigen, der Kurs geht in die Höhe. rem