Niedersachsens Osten

■ In der Gemeinde „Amt Neuhaus“ wählten am Sonntag 15 Prozent die PDS

Berlin (taz) – Auf die Ostdeutschen kann sich die PDS bekanntlich verlassen. Auch wenn sie in den alten Bundesländern leben. Beispielsweise auf jene Anhänger in der Gemeinde „Amt Neuhaus“ in Niedersachsen. Während die PDS landesweit bei den Kommunalwahlen am Sonntag an der Prozentmarke hängenblieb, verbuchte sie in dem rund 230 Quadratkilometer großen Landstrich an der Elbe einen Erfolg: 15 Prozent.

Mit Heike Stoll und Torsten Junghans schickt die PDS nun zwei Vertreter in den 17köpfigen Gemeinderat. Was nach einer Sensation klingt, ist gar keine: Die rund 6.000 Seelen zählende Gemeinde kam erst im Juli 1993 zu Niedersachsen. Zuvor hatte das Gebiet zu Mecklenburg-Vorpommern gehört, war aber nach einem Staatsvertrag zwischen beiden Ländern wieder seinem historischen Kernland zugeschlagen worden. Als im März 1994 die Neuhauser die niedersächsischen Kommunalwahlen nachholen mußten, trat die PDS mangels Kandidaten nicht an.

In Neuhaus ist manches anders. Selbst die bis zum Sonntag alleinregierende SPD wurde hier noch kräftiger als im Rest des Landes abgebürstet: Von einst zehn Sitzen im Gemeinderat hält sie jetzt noch fünf, die CDU verlor lediglich einen. Die PDS hingegen freut sich. Die vielversprochene Westausdehnung, in Neuhaus hat sie am Sonntag begonnen.

Nur einen konnte die Nachricht gar nicht erschüttern: PDS-Bundessprecher Hanno Harnisch im fernen Berlin. Kenntnisreich klärte er seine Genossen über die Geschichte des Landstrichs auf. Denn der Gysi-Vertraute hatte von 1971 bis 1973 in Tripkau, das heute zur Gemeinde „Amt Neuhaus“ gehört, bei den DDR- Grenztruppen gedient. Über die Äußerung der Bauern, sie gehörten ja eigentlich zu Hannover, schüttelte Rekrut Harnisch damals nur mit dem Kopf. Heute aber lacht er über die Weisheit der Bauern. Severin Weiland