Mit dem Blaulicht auf Du und Du
: Kranke Wagen

■ Rettungsdienste auf schlechtem Stand

„Ich bin entsetzt, wie schlecht die Rettungswagen ausgerüstet sind. Das bremische Rettungswesen ist für umfassende und schnelle Hilfeleistungen nicht geeignet.“ So reagierte die AfB-Abgeordnete Elke Kröning gestern auf eine Reportage von buten & binnen. Zum Hintergrund: Ein Zwischenbericht zum Gutachten über den Rettungsdienst hat dem Bremer Rettungswesen gravierende Mängel bescheinigt. Die Ausstattung der Rettungswagen liegt unter dem Bundes-Standard.

In den Bremer Rettungswagen sind weder EKGs noch Elektroschocks vorhanden. Geräte, die Leben retten können, wenn es um Sekunden geht. Zwar wird in Notfällen neben dem Rettungswagen auch der Notarztwagen mit den nötigen Geräten an Bord angefordert, doch dabei geht wertvolle Zeit verloren. Während die über zehn Rettungswachen dezentral organisiert sind, gibt es nur vier zentrale Notarztwachen. Es entstehen weite Wege.

Beispiel: In Horn-Lehe wird ein Herzinfarkt gemeldet. Der in der Nähe stationierte Rettungswagen des ASB ist in wenigen Minuten vor Ort. Der Rettungsassistent reanimiert, aber ihm fehlt das Elektroschock-Gerät, um den Herzstillstand zu verhindern. Der zuständige Notarztwagen aus dem St. Jürgen-Krankenhaus ist im Einsatz, also muß der Notarzt des Diakonissen-Krankenhauses aus Walle anrücken. Das kann über zehn Minuten dauern – verlorene Zeit für die lebensrettende Maßnahme.

Ein anderes Problem, so der Bericht, ist die schlechte Organisation. In Bremen gibt es keinen leitenden Notarzt, der zum Beispiel bei größeren Industrie- oder Autobahnunfällen den Rettungseinsatz koordiniert. Damit jedoch sind die dienstschiebenden Notärzte aus den Kliniken häufig überfordert. „Dort, wo ein blitzschneller Einsatz nötig ist, muß jemand den Überblick behalten und die medizinische Einsatzleitung managen“, erklärt Dr. Walther Kaldewey, Vorsitzender der Notfalldienstkomission der Kassenärztlichen Vereinigung. „Das wollen wir in Bremen nach dem Vorbild anderer Städte institutionalisieren“. Doch vielen MitarbeiterInnen der Rettungsdienste der freien Träger (Malteser Hilfsdienst, ASB, DRK) gehen solche Veränderungen zu langsam. Im Falle eines „Massenanfalls von Verletzten“ wie z.B. bei einem Werksbrand müssen sie telefonisch zusammengetrommelt werden, da es für sie keinen extra Notfall-Pieper gibt.

Der Zwischenbericht kritisiert außerdem die Feuerwehr, die dem Senator für Inneres unterstellt ist. Die Feuerwehrzentrale koordiniert alle Bremer Rettungswagen – nicht effektiv genug, und die Einsätze der Feuerwehr selbst sind überteuert, so das Fazit des Zwischenberichts. Kosten, die der Verbesserung des Bremer Ret-tungssystems zugute kommen könnten. hof