Wir tun dann so, als wüßten wir was

■ betr.: „Wie sieht der Krieg aus?“ von Michael Rutschky, taz vom 7./8.9. 96

Tolstoi und Baudrillard planschen und singen fröhlich in der Badewanne. Die gelben Quietscheentchen fliegen über die Fliesen, und staunende ZuhörerInnen stellen immer wieder fest, daß sowohl die Turbulenz der Wasserströmung in der Badewanne als auch das komplexe System, das nötig ist, um die Versorgung der Bevölkerung mit frischem Trinkwasser zu gewährleisten, viel zu kompliziert ist, um es online oder offline; in time oder in der Retrospektive; mit den Augen Napoleons oder des lieben Herrn Goldhagen zu erfassen. (Satz Ende.) O.k., gebongt, kein Problem, wir setzen Bilder, Berichte, Texte zusammen und tun dann so, als wüßten wir was.

Da bleibt nur eine Frage:

Wie ernst ist dieses „Richtig“ zu nehmen, das als Unterzeile zu dem Artikel auftaucht: Ist denn eine richtige Interpretation möglich, nach wessen Maßstäben denn und wieso nicht nach anderen?

Auch der Schlußsatz „Kein substantieller Fortschritt gegenüber Tolstoi“ ist entweder kulturpessimistisch-negativ gemeint oder in der Hoffnung auf große Zeiten, die vor uns liegen und zweifellos in Erfüllung gehen werden.

Also wie jetzt? Weiter in der postmodernen Suppe kreisen oder voranschreiten mit dem Fortschritt und der Geschichte?

Aber ansonsten hat mich diese halbe Doppelseite wirklich gefreut! Peter Imhof