■ Rosi Rolands Bremer Geschichte: Ein Job für Tom
Eine Hand wäscht die andere – ein Sprichwort, das vor allem in Bremerhaven großgeschrieben wird. Deshalb ist es auch kein Wunder, daß sich die Nordsee-Zeitung (NZ) so für den Herrn Krams ins Zeug gelegt hat. Alle paar Tage ließ die NZ den Stadthallen-Geschäftsführer an prominenter Stelle erzählen, wie sehr er sich auf das Scorpions-Konzert freut und wieviele Besucher er erwartet. Auch nach dem Konzert war die NZ voll des Lobes. „Hans-Jürgen Krams, das war eine gute Idee“, jubelte das Blatt. Sogar ein Farbbild hat die NZ abgedruckt. Krams steht neben Bandleader Rudolf Schenker und grinst ganz stolz in die Kamera.
Daß Krams eigentlich gar keinen Grund hatte, stolz zu sein, weil er sich völlig verkalkuliert hat, war der NZ nur eine etwas längere Meldung wert (die Verluste läßt sich Krams vom Land Bremen bezahlen). Und auch, daß nur etwa 18.000 Rockfans den Weg nach Bremerhaven fanden, verschwieg die NZ lieber. Die Abrechnung mit den Vorverkaufstellen würde noch andauern, vertröstete das Blatt seine LeserInnen. Stimmt. Krams hat tatsächlich noch nicht alle Rechnungen. Die Rechnung von der Nordsee-Zeitung fehlt noch. Das heißt, die von der Nordwestdeutschen Verlagsgesellschaft (NWD). Die Tochterfirma der NZ hat das Scorpions-Konzert vermarktet und das Pressebüro betreut. Klar, daß die Nordsee-Zeitung das Krams-Konzert gut fand, schließlich verdient der Verleger dran. Und der Verleger, Dr. Joachim Ditzen-Blanke, wollte noch mehr verdienen – mit der Stadthalle. Daß er die zusammen mit der Beck's Brauerei betreiben wollte, ist bekannt. Die Bremerhavener Sozis haben das ja erstmal verhindert. Wenn es geklappt hätte, wäre Krams wieder Geschäftsführer geworden. Auch nichts neues. Aber hier schließt sich der Kreis: Krams hat immer so tolle Ideen für Veranstaltungen, die man mit Landesbürgschaften subventionieren kann. Der NWD kann die Veranstaltung vermarkten und die Nordsee-Zeitung kann drüber schreiben. Toll nicht?
Und noch einer hätte allen Grund zur Freude gehabt: Tom Ditzen-Blanke, der Sohn des Verlegers. Der soll nämlich schon den alten Oberbürgermeister Willms besucht haben, um ihn davon zu überzeugen, daß es gut ist, wenn sein Papa die Stadthalle übernimmt. Peter Döll, der Verlagsleiter der NWD, saß auch mit am Tisch. Pech für Tom. Nachdem er mit seiner Kabelzeitung pleitegegangen ist, hätte er endlich wieder einen Job gehabt. Gegönnt hätte ihm das sogar Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen