Blitzsegen

■ Ab 1. November zeigt das Theater für Kinder auch Kammeropern

In einer Zeit, in der Theater eher wegen Sparmaßnahmen schließen müssen, wird beim Theater für Kinder in Altona erweitert. Mit der Versicherungssumme für den 1995 durch einen Kugelblitz abgebrannten Fundus des Theaters als Startkapital konnte ein Anbau realisiert werden, in dem sich jetzt das neue Foyer befindet. Mit weiteren Banckrediten konnte zudem der alte Theaterraum für neue Belange modernisiert werden. Das dort jetzt zusätzlich zum Kindertheater stattfindende Alleetheater soll ohne staatliche Subventionen das Publikum, das ihnen Jahr für Jahr in die Pubertät entschwindet, zurückfangen – mit dem speziellen Programm der Kammeroper.

Nur in Warschau, Prag und Wien existierten bislang Kammeropern. Diese Lücke des deutschen Theaterlebens wird am 1. November mit der Premiere, Viva la Mamma. Le convenienze e le inconvenienze teatrali (Die Tugend und die Untugend des Theaters) von Gaetano Donizetti gefüllt. Das Manuskript der komischen Oper, das über ein Jahrhundert verschwunden war, tauchte 1950 in Siena wieder auf.

Viva la Mama ist ein Stück über ein Stück, in dem ein Theaterdirektor die Oper Romulus und Ersilia aufzuführen plant. Barbara Hass schuf die deutsche Textfassung, in die sie eigene Ensembleerfahrungen miteinbaute und ihren Ehemann, den Theaterdirektor Uwe Deeken, als Librettisten auftreten läßt. Im März '97 soll dann eine der ersten Opern überhaupt, Die Befreiung Ruggierios von Alcinas Insel, von Francesca Cazzini, einem der berühmtesten Komponisten der Barockzeit, 1625 geschrieben, auf die Bretter kommen.

Die neue Bühnentechnik ist nach dem Vorbild des Barocktheaters entworfen, wo viele Kulissen und Ebenen für reichlich Abwechslung sorgten. Mit 20 Deckenschienen wird für große Illusionsdekoration gesorgt. Abstrakte Bilder können so fließend im Rhythmus der Musik verwandelt werden. Durch die Nähe zwischen Zuschauer und Ensemble ergibt sich eine enorme Konzentration, eine Direktheit des Raumes.

In Verbindung zum Theaterraum ist das sonnendurchflutete Foyer von „Bernstorff Architekten“ ein weiterer Neuerungsclou: Es entstand zwischen Frühjahrs- und Herbstsaison eilig mit Glas und Aluminium hochgezogen und ist bewußt als Bruch zum üppig beplüschten Haupthaus erdacht.

Kerstin Kellermann