„Das ist Terror“

■ Dulsberg: MieterInnenprotest gegen Umwandlung durch Scientologen

David gegen Goliath am Augustenburger Ufer in Dulsberg. Dort demonstrierten gestern die meisten der 62 Mietparteien gegen die Umwandlung ihrer Sozialwohnungen in Eigentum. Drahtzieher des Immobiliendeals: Zwei Maklerfirmen, die eindeutig zum Dunstkreis der Scientology-Sekte gehören.

Mit einer Ortsbegehung durch das Bezirksamt sollten sogenannte Abgeschlossenheitsbescheinigungen – die Voraussetzung für den Einzelverkauf der Wohnungen – vorbereitet werden. Die Mitarbeiter der Bauprüfabteilung brachen die Besichtigung jedoch ab, weil die Mieter den Vorgang von Fernsehteams filmen lassen wollten. „Das ist ein Erfolg. Je länger man die Umwandlungsgeschichte hinauszögern kann, desto knapper sind die Scientologenfirmen bei Kasse“, kommentierte Dr. Eckard Pahlke vom Mieterverein zu Hamburg.

Anfang Februar hatten die MieterInnen der idyllisch gelegenen Backsteinhäuser erfahren, daß ihre Zwei- bis Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen in den Besitz der Berliner Immobilienfirma „Gepriva“, laut Pahlke eine „Briefkastenfirma“, übergegangen sind und umgewandelt werden sollen. Elmar Büchele, Geschäftsführer des Unternehmens, setzte als Makler die Firmen CKS und Hansen-Immobilien ein. Beide Unternehmen residieren am feinen Mittelweg 118 und gelten als „Vertriebsfirmen“ des bekennenden Scientologen und Profi-Umwandlers Götz Brase. Dessen Hauptquartier findet sich unter derselben Adresse.

Die Wohnungen am Augustenburger Ufer 2-9 laufen ab Ende 1997 aus der Sozialbindung, Mieterhöhungen sind programmiert. Aber schon jetzt werden die BewohnerInnen unter Druck gesetzt: „Vor allem alleinstehende Damen werden mit permanenten Anrufen, Briefen und unangemeldeten Besuchen bedrängt. Eine 74jährige, die ein Telefongespräch abrupt beendet hat, erhielt einen unverschämten Brief von einem CKS-Mitarbeiter“, berichtet Kurt Schäffer, Sprecher der Mieter-Ini: „Das ist Terror“.

Trotz des Zusammenhalts der HausbewohnerInnen zeigen solche Methoden durchaus Wirkung: Zwei ältere Ehepaare sind bereits ausgezogen. Sie bezahlen lieber in ihrer neuen Wohnung die dreifache Miete. Volker Stahl