In Epfach sind die Leute zornig und hilflos

■ Ein Dorf steht unter Schock. Eine Lehrerin: Mädchen trauen sich nicht mehr alleine raus

Auf Natalies Platz in der Volksschule von Epfach liegt am Montag morgen eine Gladiole. Auf der Lechbrücke stehen drei rote Grablichter, daneben hat jemand Blumen gelegt. Am Gemeindebrett hängt ein Anschlag: „Für Natalie und ihre Angehörigen wollen wir täglich einen Rosenkranz beten und eine heilige Messe abhalten.“ Es ist neblig, Nieselregen fällt. Kaum jemand ist auf der Straße. Am Sonntag nachmittag war die Leiche der siebenjährigen Natalie Astner gefunden worden. Am Tag danach steht das oberbayerische Dorf wie unter Schock.

Mit den Erstkläßlern haben die Lehrkräfte über den Tod ihrer Mitschülerin gesprochen. „Manche Kinder sind jetzt ganz ängstlich, die Mädchen trauen sich nicht mehr alleine raus“, sagt eine Lehrerin. 55 Kinder besuchen die kleine Volksschule in Epfach, die nur erste und zweite Klasse hat.

Schulleiter Reinhard Hauke verteidigt das Verhalten von Natalies Lehrerin, die den Eltern erst am Freitag mittag mitteilte, daß das Kind am Morgen nicht in die Schule gekommen war. „Die Lehrerin hat sich korrekt verhalten“, sagt Hauke. Sie habe die Aufsichtspflicht gehabt und deshalb das Klassenzimmer nicht verlassen dürfen.

„Absolutes Stillschweigen“ hat sich die Firma Hirschvogel im benachbarten Denklingen verordnet. Bei dem Autozulieferer, der 800 Mitarbeiter beschäftigt, hat der Täter im Sommer 1995 nach seiner vorzeitigen Haftentlassung gearbeitet. Im selben Betrieb arbeiten auch Natalies Vater und Großvater, wie Epfachs Bürgermeister Wendelin Schweiger berichtet. „Der kannte die Familie Astner“, sagt der Bürgermeister. Der Großvater sei damals sogar der Vorgesetzte des Täters gewesen.

In Epfach sind die Leute zornig und hilflos. „Jeder wollte helfen“, sagt ein Mann. Der Fußballverein sagte am Sonntag sein Spiel ab. „Man mußte die Leute direkt zurückhalten, damit sie nicht in den Wald liefen und Spuren zerstörten“, berichtet Schweiger. Stephan Maurer und

Alexander Rheinfeld (dpa)