„Fahr mal schneller“

Vollbremsung, bitte! Beim Erlebnistag der Pinneberger Verkehrsgesellschaft war  ■ Janne Schumacher

„Wenn man sich nicht festhält, dann knallt man voll hin.“ Eine weitreichende Erkenntnis.

Vielleicht hat die vierte Klasse der Grundschule am Öjendorfer Damm nach ihrem Erlebnistag auf dem PVG-Gelände begriffen, was sie bis dato zwar tausendfach gehört, dennoch nur geahnt hatte: Vollbremsungen eines Busses begegnet man am besten durch Hinsetzen und Festhalten. Beispielhaft vorgeführt anhand der Stoffschlange Eva im Agit-Prop-T-Shirt der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG), die von der letzten Bank bis zum Fahrer schoß, als dieser den Bus abrupt zum Stillstand brachte.

Seit fünf Jahren gibt es den Erlebnistag der PVG, an dem Schülern zwischen sieben und zwölf Jahren der Arbeitsablauf auf einem Busbetriebshof gezeigt wird. Auch gestern sollte rund 25 Rangen wieder der Alltag eines Busfahrers nahegebracht werden.

Bevor die vierte Klasse den Probier-Bus besteigen konnte, standen jedoch noch Betriebsräume- und Werkstatt-Besichtigung auf dem Programm. Außerdem durften die Kinder mit dem Bus durch die Waschanlage fahren. Hierbei konnte Busfahrer und Fahrlehrer Peter Timm gleich darauf hinweisen, wie ökologisch – mit eigens gesammeltem Regenwasser – die Busse bei der oft als fortschrittlich gerühmten PVG gereinigt werden.

Zur Stärkung für die Fahrt mit dem Bus inklusive Vollbremsung gab's für die Kinder ein Frühstück und eine geduldig hingenommene verkehrserzieherische Einleitung. Es herrschte Aufregung: Würden sie durch die Seitenfenster oder gar durch die Windschutzscheibe fliegen? Nach der Erklärung der physikalischen Gesetze, durch die Gegenstände allenfalls nach vorne auf die Erde schleudern, kehrte eine angespannte Ruhe zurück. Der Einwand von Christian, bei Gefahr im Verzug solle „der, der vorne sitzt, noch schnell Bescheid sagen“, wurde übereinstimmend als unrealistisch abgetan.

Nach 50 Stundenkilometern, anfänglicher Angst und Vollbremsung folgten begeistertes Lachen und Zugaberufe. Die Stimmung stieg: Jetzt war Martina an der Reihe. Von ihren Schulkameraden mit „Fahr mal schneller“-Rufen angespornt, durfte sie den zwölf Meter langen PVG-Fahrschulbus selber lenken (der Busfahrer hatte auch ein Bremspedal). Trotz des gewaltigen Lenkrads und der recht anstrengenden Kurbelei wollten eigentlich alle anderen auch –mal; nur sieben weiteren Kindern fiel jedoch das Los zu. Die Ermunterungsrufe wurden dann auch schwächer.

Busfahrlehrer Peter Timm macht das Ganze Riesenspaß, „sonst könnte man das auch nicht machen, das würden die Kinder merken.“ Der Erfolg gibt ihm recht: Die Nachfrage seitens der Schulen nach einem Erlebnistag ist groß, bis Ende 97 sind keine Termine mehr frei. Sogar Kindergeburtstage werden auf dem PVG-Betriebshof gefeiert.

Busfahren bei der PVG dürfen alle für 15 Mark pro zehn Minuten. Auskunft über andere Serviceangebote unter