Soundcheck - Gehört: Faithless

Gehört: Faithless. Spießer können wir Menschen nennen, die sich nicht nur fühlen, als wären sie von den meisten anderen Menschen beschissen worden, sondern die auch nicht müde werden, anderen davon zu erzählen. Bei dem Konzert von Faithless hatten sich nun einige hundert solcher Menschen (Medien-Promo- und gediegene Beautiful-People) entschlossen, wirklich alles zu mögen und ihrer Umgebung mit Körpersprache zu erzählen, wie sehr es sie mitreißt, hier und jetzt mit dem Guten im Einklang zu sein.

Und dazu gehörte Mut. Denn bei der etwa 19köpfigen Konzertband Faithless, die mit dem vierköpfigen Techno-Bastelwunder auf Platte nur Strukturen gemein hatte, handelte es sich um ein unverträglich verträgliches Soul-Projekt. Wenn nach Anhören der Platte Reverence noch zu erkennen war, daß hier ein paar Leute wirklich wissen wollten, wie man eklektisch und gut zusammen sein kann, so erfolgte beim Auftritt die Entzauberung als Stimmungskapelle, die ohne weiteres zwischen einem Philips-Betriebsfest und der Aufnahme eines Commercials hätte wechseln können. Plötzlich blieben von einem ganzen schönen Konzept nur noch übliche Hotchocolate-artige Gitarren und eine etwas piffelige Disco-Show über. Dabei wäre es Faithless nach „Insomnia“ doch wohl zuzutrauen gewesen, daß sie mal so große Ohrwurm-Kunst hinbekommen wie M-People. Aber vielleicht wollte die Band sympathischerweise einfach nur alles tun, um die Erwartungen zu enttäuschen. Das Publikum hätte das zumindest nicht verstanden. Kristof Schreuf