Dann war es so, wie es immer ist

■ Nach dem 4:1 gegen Rapid Bukarest interessiert in Karlsruhe nicht einmal mehr das Befinden von Thomas Häßler

Karlsruhe (taz) – Einfach niedlich, wie sie da übers Grün krabbelten, mit freudig erregten Gesichtern, die Hände an die Füße des Vordermanns geheftet. Vorneweg Schuster, dann Keller, dann Dundee, dann Fink, dann Wittwer, dann ... Und drumherum standen 16.000 und klatschten Beifall und sangen und schwangen blau-weiße Fahnen und waren einfach glücklich.

So, wie auch Winfried Schäfer glücklich ins Stadionrund blickte. „Speziell in der zweiten Halbzeit“, sollte der Trainer des Karlsruher SC später sagen, „war es so, wie es immer in Karlsruhe ist im Europapokal.“

KSC 4, Rapid Bukarest 1. Das stolze Ergebnis auf der Anzeigetafel erhellte die hereinbrechende Dunkelheit – und erwärmte die Herzen der Fans. Längst vergessen war zu diesem Zeitpunkt, daß die Halbzeitpause noch mit einigermaßen klammem Gefühl verbracht werden mußte, weil die Badener recht phantasielos nach vorne gespielt hatten, fast ausschließlich mit hohen Bällen in den Strafraum. „Wir haben sehr nervös angefangen“, analysierte Thomas Häßler den ersten Durchgang, auch weil ein 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel ein seltsames Ergebnis ist, bei dem man so ziemlich alles darf, nur keinen Gegentreffer kassieren.

Daß der später doch noch fiel, war eigentlich egal. Keller per Kopf (50.), Wück per unfreiwilligem Kunstschuß („der sollte eigentlich eine Flanke werden“/57.) und Dundee mit mächtig viel Kaltschnäuzigkeit (68.) hatten zuvor schon für ein kleines Polster gesorgt. Jedenfalls war das 3:1 von Chrita (70.) kaum mehr als Ergebniskosmetik. Zumal Neuzugang Marc Keller nach Häßler-Flanke den KSC in Minute 78 endgültig in den Lostopf für die morgige Auslosung zur zweiten UEFA-Cup- Runde köpfte. Verdientermaßen, wie Trainer Schäfer betonte. Und wie auch sein Bukarester Kollege Ion Dumitru, einst Trainer bei der DJK Würzburg, neidlos bestätigte, obwohl er seinem Torsteher Tene – in Minute 17 für den wegen eines Schienbeinbruchs ausgewechselten Blid zwischen die Pfosten gekommen – zwei der vier Treffer anlastete.

Beim KSC machten sie derweil auf Friede, Freude, Eierkuchen. Auch weil Halbzeit zwei recht imposant über die Bühne gegangen war. Marc Keller, zu Saisonbeginn von Racing Strasbourg ins Badische gewechselt, war nicht nur wegen seiner beiden Treffer und der Vorlage zum 3:0 wieder einmal Motor des Sieges. Und der einst aus Nürnberg gekommene Christian Wück zeigte auf der linken Seite nun schon zum zweitenmal in Folge eine gute Partie. Was nicht nur persönlicher Rekord sein dürfte, sondern Michael Tarnat die Möglichkeit gibt, ins zentrale Mittelfeld zu rücken, wo er sich sichtlich wohl fühlt. Und Thorsten Fink spielt ohnehin schon seit ein paar Wochen in so bestechender Form, daß die augenscheinliche Schwächephase von Europameister Thomas Häßler momentan erstaunlich gut kompensiert werden kann.

Diese Formkrise hat im übrigen durchaus auch ihre Vorteile. Immerhin hat am Dienstag abend, zum erstenmal nach einem Sieg in einem für den KSC wichtigen Spiel, niemand gefragt, wie's denn nun weitergeht mit „Icke“ und dem KSC. Trainer Schäfer hat das nicht unzufrieden registriert. Frank Ketterer

Rapid Bukarest: Blid (16. Tene) - Mironas - Matei, Dulca - Zamfir (60. Baban), Stanciu, Chirita (72. Vamesu), Bolohan, Butoiu - Tartau, Bundea

Zuschauer: 16.200

Tore: 1:0 Keller (51.), 2:0 Wück (57.), 3:0 Dundee (68.), 1:3 Chirita (70.), 4:1 Keller (78.)

Karlsruher SC: Reitmaier - Hengen - Metz, Schuster - Keller, Fink, Häßler, Tarnat, Wück (69. Wittwer) - Carl (72. Schmitt), Dundee (80. Krauß)