■ SURFBRETT
: Grüne Hippies im deutschen Netz

Im Herbst wollen sie richtig dabeisein, schreiben die Bündnisgrünen auf ihrer Homepage, die noch unter dem Dach des Bundestags zu besichtigen ist. Die Adresse wird hier nur angezeigt, damit niemand auf die Idee kommt, sie in einer Bookmark zu speichern. Sie lautet: http://www.bundestag.de/fraktion/ gruenebt.htm. Schon der erste Satz ist die Androhung einer moralischen Aufrüstung: „Sie haben richtig geklickt.“

Wann habe ich zuletzt falsch geklickt? Ich habe nur zwei Tasten auf meiner Maus. Das reicht für die erste Klickgelegenheit der Grünen, die sich „Selbstdarstellung der Fraktion“ nennt, Untertitel: „Von der Protestpartei zur Gestaltungspartei – Opposition und drittstärkste Kraft“. Ein Druck auf die linke Taste führt mitten hinein in die „13. Wahlperiode. Ein guter Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen – ein kleiner Rück- und Ausblick“.

Back also, das ist die rechte Taste, dann wieder vor mit der linken zum „Thema des Monats“. Heute ist „Demokratie auf der Datenautobahn“ dran. Völlig ohne Tempolimit beginnt sie mit einem Zitat von John Perry Barlow, Republikaner und Nethead aus Überzeugung. „Im Unterschied zu vielen anderen“, schreiben die Bundesgrünen, habe er als „Mitglied der US-Hippieband Grateful Dead“ die „Zeichen der Zeit“ erkannt“. Für die vielen andern ist neulich Jerry Garcia gestorben, weswegen selbst Mister Barlow nicht mehr Mitglied seiner Band sein kann. Aber die Grünen sind ihm weit voraus. Sie sind Mitglied des Hippieorchesters SPD geworden. „Schon im März 1995 haben Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag auf Einsetzung einer Enquete-Kommission verabschiedet. Dieser Antrag konnte jedoch nicht in den Bundestag eingebracht werden. So kam es zu einer Zusammenarbeit mit der SPD.“

Die Kommission der zweit- und der drittstärksten Kraft will nächstes Jahr einen Bericht vorlegen. Bis dahin sind die Grünen schier um ihren Schlaf gebracht, weil ihnen keiner den Spind aufräumt. „Multimedia, Datenautobahn, Informationsgesellschaft sind Begriffe, die uns täglich in den Medien begegnen. Doch gleichzeitig tauchen auch immer mehr Fragen auf. So soll Ziel der Enquete- Kommission sein, sich den wichtigen Fragen anzunehmen und Vorschläge und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.“

Wo bleiben die unwichtigen Fragen? Vorbei die Zeiten, als solcher Stuß noch mit Flames schwer bestraft wurde. Ich habe nur zwei Handlungsmöglichkeiten: linke oder rechte Maustaste. In diesem Fall die rechte: Back. niklaus@taz.de