Die Krimi-Senatorin

■ Arbeitsschutzbericht: Berufskrankheiten nehmen weiter zu, die Bußgelder nicht

Helgrit Fischer-Menzel, unter anderem auch Senatorin für Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, ließ gestern kriminalistisches Gespür durchblicken. Es gebe, so verkündete sie im Kesselraum des Museums der Arbeit, „strukturelle Veränderungen“ bei der Bekämpfung von Verstößen gegen Gefahrstoffverordnung, Arbeitsplatzsicherheit oder unsachgemäße Giftmaterialentsorgung zu vermelden. Die 288 MitarbeiterInnen des Amts für Arbeitsschutz gingen zunehmend „an den Ort des Geschehens“. Denn dort sind, wie Krimi-Leser wissen, die Übeltäter meistens direkt anzutreffen.

Ansonsten aber liest sich der Jahresbericht des Amts für Arbeitsschutz, der gestern vorgestellt wurde, alles andere als witzig. Die Zahl der gemeldeten Berufskrankheiten stieg im vergangenen Jahr um 14 Prozent an (insgesamt 1961 Fälle). Diese Entwicklung seien nicht zuletzt asbestbedingte Berufskrankheiten, die häufig erst nach 30jähriger Latenzzeit auftreten. An zweiter Stelle der häufigsten Berufskrankheiten rangieren Bandscheibenschäden, Muskel- und Skeletterkrankungen sowie gekrümmte Sitzhaltung mangels ordentlicher Bürostühle.

Daneben stelle „der Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen“ (Viren, Mikroorganismen, Bakterien) ein „bislang kaum bekanntes Gefährdungspotential“ dar.

Die noch immer fehlende bundesweit einheitliche Rechtsregelung führe dazu, klagte Matthias Frommann, Leiter des Hamburger Arbeitsschutzamtes, daß Wirtschaft und selbst Politikern Arbeitsschutz „oft als bürokratisches Hemmnis oder als Gängelung von Unternehmen“ begreifen. Die Bußgelder seien angesichts der Höchstsummen um 10.000 Mark so lächerlich niedrig, „daß viele Unternehmen sie aus der Portokasse bezahlen“, anstatt die Mißstände abzuschaffen, ärgert sich die Senatorin. Hamburg setzt daher – etwas anderes bleibt auch nicht übrig – verstärkt auf „Prävention und Kommunikation mit den Firmen“.

Heike Haarhoff