Eine Woche Irland für ein paar Mark

■ Ein Guinness-Fest der Superlative mit Fotos, Filmen, Folklore und Prosa

Die beste Art, zu Hause zu bleiben, ist die, zu verreisen. Den Sinnen Futter zu geben und die Ferne auf die Couch zu ziehen. Im Moment bietet sich die Möglichkeit, eine Woche lang irische Kost zu erleben und „A Bit Beyond The Green Fields“ zu schauen.

Literatur, Filme, Fotos und Musik bietet das Projekt, das gemeinsam vom Medienzentrum, Kommunalkino, Radio Bremen, Uni, Pier 2, Literaturkontor, VHS und der Karsten Jahnke Konzertdirektion präsentiert wird. Anlaß ist der „Day of Irish Life in Germany“, der heute bundesweit mit mehr als 500 Veranstaltungen gefeiert wird. Selbst die Frankfurter Buchmesse steht im Zeichen des Themenschwerpunktes Irland. Dort wird dann auch die Fotoausstellung zu sehen sein, die am Mittwoch im Bremer Medienzentrum zum Auftakt der Reihe eröffnet wurde.

Ebenso wie die Filmreihe hat die Ausstellung einen stark literarischen Bezug: 40 Jahre, nachdem Heinrich Böll seine Reise-Eindrücke im „Irischen Tagebuch“ festhielt, begab sich der Journalist Jochen Könnecke auf die Spuren des Schriftstellers. Doch die Fotos – die meisten sind auf Achill Island in County Mayo enstanden – stehen für sich: stille, aber keinesfalls stumme Zeugnisse des heutigen Lebens auf der Insel.

Einer von sechs Filmen in der Reihe ist „Das Geheimnis des Seehundbabys“ von John Sayles. Als Vorlage diente ihm eine Novelle von Rosalie F. Fry. Sie erzählt die Geschichte eines Mädchens, das entdeckt, daß ihr im Meer ertrunkenes Brüderchen nicht etwa tot ist, sondern auf einer menschenleeren Insel lebt. Hat die Rettung etwas mit den sagenumwobenen „Robbenfrauen“ zu tun?

„Circle of Friends“ von Pat O'Connor ist die Verfilmung eines Romans von Maeve Binchy, als Autorin weltbekannt. Sie erzählt die Geschichte von drei jungen Freundinnen: Benny, Eve und Nan sehen sich mit dem Dorfpfarrer konfrontiert, welcher im Körper einer Frau entweder „den Garten Jesu“ vermutet oder „ein Gefäß der Sünde“. Und dann ist da noch Jack, ein ganz reales Lustobjekt ...

„Das weiße Zauberpferd“, ein Märchen von Mike Newell, ist nicht allein für Kinder wunderschön anzusehen. Die harte Realität der Tinker, die als Kesselflicker, Erntearbeiter, Wahrsager, Märchenerzähler und Altwarensammler heute noch über die Lande ziehen, dokumentiert der Film „Rules of the Road“ von Oliver Herbrich. Ein weiterer Höhepunkt des Filmprogramms ist „Ulysses“ von Joseph Strick, die Verfilmung des Romans von James Joyce. In „Words upon the Window Pane“ läßt Mary McGuckian den Geist Jonathan Swifts wieder auferstehen. Dieser Film entstand nach dem gleichnamigen Einakter von W.B. Yeats.

Sensibel, manchmal absonderlich, immer eigensinnig sind auch jene kleinen Leute, deren Alltag der Autor John McGahern, der zu den wichtigsten irischen Prosaautoren der Gegenwart zählt, in den Mittelpunkt seiner Erzählungen rückt. McGahern, eigens für die Lesung aus New York angereist, liest am Freitag aus seinem Buch „Die Bekehrung des William Kirkwood“, das in diesem Monat erscheinen wird.

Ein Konzertereignis der besonderen Art erwartet das Publikum am Sonntag im Pier 2: Ronnie Drew, dessen Stimme wie „Koks unter der Tür knirscht“, ist im vergangenen Jahr bei den Dubliners ausgestiegen. Er wird zusammen mit dem legendären De Dannan auf der Bühne stehen. Hinzu kommt der „All-Ireland Fiddle-Champion“ Martin Hayes sowie die Gitarristen Dennis Cahill, Louis Stewart und der Piper Liam O'Flynn. Mit „The World of Irish Music“, die erstmalig in dieser Konstellation zusammenspielen, kommen 500 Jahre geballte irische Musikerfahrung auf die Bühne. Ein Guinness-Fest der Superlative und sicherlich eine Garantie dafür, daß die zweite „Week of Irish Culture“ in Bremen erneut ein Erfolg wird. dah

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