Nachgefragt
: „Lieber ins Freizi“

■ Lehrstellenaktion im Jugend-Freizeitheim

Drei Tage lang findet im Jugendfreizeitheim Findorff eine Ausbildungsbörse statt, die gemeinsam mit dem Bremer Arbeitsamt und dem Schulzentrum Regensburger Straße veranstaltet wird. Mercedes, Deutsche Bank, aber auch Findorffer Geschäftsleute stellen dort Last-Minute-Angebote vor. Die Aktion findet bis Samstag mittag zusammen mit der Leistungsschau Findorffer Betriebe in der Neukirchstraße 23 statt. Sie ist Auftakt für ein Kooperationsprojekt, das ab Mitte Oktober anlaufen soll. Wir sprachen mit Jutta Schöpp, Leiterin des Fin-dorffer Freizeitheimes, über diese Projekte.

taz: In Bremen wird viel über Findorff geredet: Da geht es richtig bergab in der Jugendszene.

Jutta Schöpp, Leiterin des Findorffer Freizeitheimes: Das hat ja mit der Aktion erstmal nichts zu tun. Der Ausgang ist: Wir haben hier seit Jahren mit Jugendlichen zu tun, die keine Lehrstelle finden. Sie tun sich oft schwer, einen Weg ins geregelte Arbeitsleben zu finden. Und die meisten Jugendlichen gehen einfach nicht gern ins Arbeitsamt. Sie finden eher den Weg ins Jugendfreizeitheim.

Ab Mitte Oktober sollen Berufsberater wöchentlich ins Freizeitheim kommen und dort Sprechstunden, Kurse und Berufsberatung anbieten. Außerdem werden Berufspraktiker in Schulen gehen. Gab es bisher Defizite bei der Berufsberatung, weil diese Bereiche ausgeklammert wurden?

Ich denke schon, daß das Arbeitsamt viel macht. Aber Sie haben es ja schon eben gesagt: Diese Verknüpfung zwischen Schule und Jugendeinrichtungen und Arbeitsamt war bisher nicht da.

Das Arbeitsamt ist der Meinung: Endlich können typische Probleme wie fehlende Leistungen, Ausbildungsabbruch und sogar Probleme im Elternhaus schnell und gezielt bearbeitet werden. Kann ein Projekt denn so etwas überhaupt leisten?

Ich werde als Sozialpädagogin bei den Sprechzeiten mit dem Berufsberater dabei sein. Ich kenne die Jugendlichen ja auch und habe da mehr den Zugang. Da kann ich auch sagen: Mensch, das bringt nichts. Du hast schon mal eine Lehre als Industriemechaniker angefangen. Was nützt Dir diese Lehre, wenn Du sie sowieso nicht durchhältst. Der Berufsberater macht diese Beratung also nicht alleine. Das Problem ist, daß wir vor allem mit Hauptschulabsolventen und mit ausländischen Jugendlichen zu tun haben, die natürlich noch mehr Probleme bei der Lehrstellensuche haben. Ich hatte zum Beispiel einen türkischen Jugendlichen, der einen guten Realschulabschluß hat. Der versucht seit eineinhalb Jahren, eine Stelle als Bürokaufmann zu bekommen, hat bereits über 100 Bewerbungen geschrieben und zwei Einladungen bekommen. Durch so ein Angebot ist es hoffentlich so, daß die Jugendlichen besser etwas finden. Das denke ich mal so blauäugig und naiv. Fragen: kat