Schnüffler entdecken Müll-Muffel

■ Allensbach-Umfrage: Nur 22 Prozent der Haushalte trennen nach Vorschrift. Schlechte Noten für Großstädter

Bonn (taz) – Schwaben sind die sorgfältigsten Mülltrenner. Das ergab eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag der Entsorgungswirtschaft. Auch Landwirte, Frauen, LandbewohnerInnen und Anhänger der Grünen unterscheiden demnach überdurchschnittlich zwischen gelbem Sack, Grüner Tonne, Altglas-Iglu und Papiercontainer. Als Müll-Muffel gebärden sich hingegen Bremer und Hamburger, männliche Singles und PDS-Wähler.

Die Allensbacher trennten die Bundesbürger fein säuberlich in verschiedene „Sammeltypen“. Demnach sind 22 Prozent „sehr gewissenhafte Sortierer“. Sie werfen auch Papierschnipsel ins Altpapier, spülen ihre Joghurtbecher aus, bevor sie diese entsorgen und kaufen möglichst Pfandflaschen. Etwas mehr, 27 Prozent, werden bezeichnet als „Sortierer, die es nicht so genau nehmen“ und im Zweifelsfall alles in die Restmülltonne werfen. Am komplizierten deutschen Sammelsystem scheitern derweil 24 Prozent, die „überforderten Gutwilligen“. Nur zehn Prozent werfen mutwillig ihre Bananenschalen in den gelben Sack, hinzu kommen 17 Prozent, die die Demoskopen nicht in ihre Mülltonne schauen ließen.

Regional bestehen im Sammelverhalten erhebliche Unterschiede: Die Baden-Württemberger werden ihrem Ruf gerecht, besonders penibel zu sein. 33 Prozent der Haushalte im Ländle sortieren überaus gewissenhaft. Gefolgt werden sie von Niedersachsen (27 Prozent), Brandenburg und Thüringen (je 24 Prozent). In Bremen und Hamburg trennen hingegen nur drei Prozent, in Berlin zwölf Prozent so, wie es sich die Müllwirtschaft wünscht.

Allensbach-Projektleiter Rüdiger Schulz führt dies auf die hohe Zahl der Singles in den Großstädten zuruück, die „weniger Zeit haben für eine ordentliche Haushaltsführung“. Auf dem Lande, wo „außerdem eine größere soziale Kontrolle existiert“, entsorge hingegen jeder dritte Haushalt nach Vorschrift. Für die Zukunft von grünem Punkt und gelber Tonne sieht Schulze schwarz. Begründung: Gaben vor drei Jahren noch 41 Prozent der Bundesbürger zu Papier, sie seien zu Opfern für den Umweltschutz bereit, so sind es jetzt nur noch 31 Prozent. Udo Bünnagel