„Bücher sind besser“

■ 1.400 SchülerInnen demonstrierten in Blumenthal für den Erhalt ihrer Bibliothek

Mit kämpferischen Grüßen an die Senatorin Kahrs haben sich Blumenthal 1.400 SchülerInnen, LehrerInnen und Kindergartenkinder in die Ferien verabschiedet. Sie demonstrierten im Pladderregen vor dem Ortsamt Blumenthal für den Erhalt der dortigen Stadtteilbibliothek. Die Zweigstelle ist eine von fünf in ganz Bremen, die laut einer internen Vorlage der Bildungssenatorin Kahrs geschlossen werden sollen.

Die Senatorin hatte vorgeschlagen, daß Lesefreudige in die Bibliothek Vegesack ausweichen sollen. Für Elternsprecherin Margitta Schmidtke ist das unakzeptabel. „Und wie sollen wir da hinkommen?“ fragten sich auch Tina und Maja von der Orientierungsstufe Wigmodistraße. Stufenleiterin Heidemarie Hollje erklärte: „Damit werden zu hohe Schwellen aufgebaut, vor allem für die Kleinen.“ Für die sozial Schwachen der 34.000 Einwohner des Einzugsgebiets, das bis nach Farge und darüber hinaus reicht, habe Blumenthal ohnehin wenig zu bieten. „So werden wir kulturell abgehängt und zur Schlafstadt“, befürchtete auch der Leiter des Schulzentrums an der Lemhorster Straße, Ekkehard Pomtow. Von dort war die Initiative für die Demonstration ausgegangen. Alle Blumentaler Schulen und viele Kindergärten hatten sich angeschlossen. Der Beirat Blumen-thal sprach sich ebenfalls einstimmig für den Erhalt der Stadtteilbibliothek aus.

Auch in anderen Stadtteilen, denen Zweigstellenschließungen drohen, gärt es. In der Schule in der Ronzelenstraße in Horn hängen Plakate, die den Erhalt der dortigen Bibliothek fordern. SchülerInnen und Eltern sammeln Unterschriften und wollen heute nachmittag mit Protestplakaten beim Horner Mühlenfest marschieren. Auch hier hat sich der Beirat bereits einstimmig für den Bibliotheks-Erhalt ausgesprochen. Bibliotheksleiterin Hilde Leinter: „Reicher Stadtteil? Auch hier gibt es sozial Schwache, Und die leihen vor allem aus.“

In Hemelingen herrscht nach Angaben der Bibliotheksmitarbeiterin Gerlinde Martin ebenfalls große Bestürzung über die Schließungspläne. „Da ist was am Kochen. Unsere Leser sprechen über Unterschriftensammlungen oder ob man die Bibliothek besetzen will.“ In der Parsevalstraße in Sebaldsbrück dagegen gab man sich zugeknöpft. Sagen könne man nichts und warum das so ist, könne man auch nicht sagen. Kahrs Pressesprecherin Erika Huxhold wiegle ab: „Von unserer Seite wurde niemand eingeschüchtert.“ In der angrenzenden Grundschule in der Parsevalstraße ist man aber über das plötzliche Schweigen der Bibliothekarinnen ebenfalls erstaunt. Freiwillige Ruhe herrschte gestern nur in der Östlichen Vorstadt. Schließlich ist diese Zweigstelle bis Mitte Oktober wegen Urlaubs geschlossen. LR