■ Ärgern Sie sich über die Bahn?: Mit Schnaps und netten Leuten geht's
Hans Bierbrauer, 65 Jahre, Rentner
Ich bin Bahncard-Besitzer und fahre viel mit der Bahn. Nur blöd, daß die Fahrpläne andauernd geändert werden. Auch wenn die Verbindung vorher schon hundertmal geklappt hat. Zum Beispiel der Zug nach Frankfurt. Es ist ärgerlich, daß die Fahrzeiten jedesmal geändert werden. Immer muß man sich an neue Zeiten gewöhnen. Insgesamt bin ich aber ganz zufrieden. Saubere Sitze, nettes Personal.
Heike Giese, 28 Jahre, Verkäuferin
Ich fahre selten mit der Bahn, deshalb ärgere ich mich auch nicht. Die Bahn ist mir zu teuer. Ich fahre lieber Auto. Ich habe zwar kein eigenes, aber ich bin Kundin bei der Mitfahrzentrale. Einmal bin ich mit dem Zug gefahren, da war es so voll, daß man sich nicht mehr bewegen konnte. Schrecklich. Aber das ist Gott sei Dank schon lange her. Im Zug kann man zwar schlafen. Aber die Bahn ist einfach zu teuer.
Thomas Schwambach, 42 Jahre, Elektriker
Anfang der achtziger Jahre bin ich das letzte Mal mit der Bahn gefahren. Es war Winter, die Straßen waren glatt. Deshalb wollte ich nicht mit dem Auto fahren. Es war eine Katastrophe: Der Zug war eiskalt. Die ganze Nacht mußte ich mich mit Schnaps warmhalten. Ein Glück, daß es noch ein paar freundliche Menschen gab. Ansonsten habe ich keine Beziehung zur Bahn.
Jürgen Mladek, 28 Jahre, Journalist
Nach Hamburg brauche ich skandalöse vier Stunden. Vor 50 Jahren hat es zweieinhalb Stunden gedauert. Und heute schaffen sie es nicht einmal, pünktlich zu sein. Vor zwei Wochen waren es sogar mehr als vier Stunden. Da werden noch mal zwanzig Minuten draufgeschlagen, und die sagen noch nicht einmal warum. Keine Durchsage, nichts. Aber Autofahren ist noch schlimmer.
Christel Klasse, 39 Jahre, arbeitslos
Wenn ich mit der Bahn fahre, dann nur nach Duisburg. Und grundsätzlich nur nachts. Da ist es ruhiger. Das einzige, wovor ich Schiß habe, ist, überfallen zu werden. Aber für den Fall habe ich eine Gasschußwaffe dabei. Einmal im Jahr bezahlt mir das Sozialamt eine Heimreise. Im Zug bin ich wenigstens versichert. Ich würde nie zu einem Fremden in ein Auto steigen.
Brigitte Schmidt, 46 Jahre, Hausfrau
Ich habe vier Kinder. Da ist Autofahren viel billiger. Wenn ich mir vorstelle, wie umständlich es ist, mit den Kindern und dem ganzen Gepäck mehrfach umzusteigen! Da habe ich es mit dem Auto einfach bequemer. Da kann ich anhalten und Pause machen, wo ich will. Im Zug müßte ich auf die Kinder ständig aufpassen. Das ist reiner Streß. Da nützen einem die Familienabteile auch nichts.
Umfrage: Tim Köhler
Fotos: Annette Kisch
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